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Joh 13,31-33a.34-35: „Liebe aus Sein statt Tun“

 
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André Golob



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Beiträge: 129
Wohnort (nur bei Vollmitgliedschaft erforderlich ): 46236 Bottrop

BeitragVerfasst am: 12.06.2007, 22:54    Titel: Joh 13,31-33a.34-35: „Liebe aus Sein statt Tun“ Antworten mit Zitat

Eucharistiefeier am
5. Sonntag der Osterzeit im Lesejahr C (Frauensonntag)
Alt-kath. Gemeinde Bottrop, 6.5.2007, 10.0 Uhr
Kreuzkampkapelle
Leitung und Predigt: Pfarrer Dr. André Golob



Joh 13,31-33a.34-35 „Liebe aus Sein statt Tun“


Man möchte das heutigen Evangelium übertiteln mit „Die Kunst zu lieben“ – ein schweres Unterfangen!. „Wie ich euch geliebt habe“, so spricht Jesus zu seinen Jüngern, „so sollt auch ihr einander lieben“. Ein neues Gesetz, das alle Gesetze überflüssig macht – sogar die zehn Gebote. Wenn wir einander lieben, brechen wir nicht die Ehe, bestehlen und ermorden wir uns nicht, geben kein falsches Zeugnis. Die Liebe macht Gesetzesbücher, alle Paragraphen, alle Codizes und Canones überflüssig.

Unsere Gesetzbücher und Katechismen sind Sammlungen von Ordnungen und Gesetzes, von moralischen Anweisungen bis hin zum unbedingten Befehlston. Verstoßen wir dagegen, so sieht es übel aus. Verstöße gegen Gesetze ziehen Bestrafung nach sich. Im weltlichen Bereich gibt es das Strafgesetzbuch, das Betäubungsmittelgesetzbuch, und und und. Dann haben wir Ordnungen – ein Verstoß gegen sie ahndet man mit Bußgeldbescheiden und Haft. Ähnlich verhält es sich mit Verstößen gegen das Privatrecht und das Verwaltungsrecht und und und. Bei uns ist alles en detail geregelt bis hin zur Gülleverordnung, die letztendlich die Natur schütz vor unseren rigorosen Eingriffen.

Man muß sich vor uns schützen, man muß die Welt vor uns schützen. All dies wäre überflüssig gelänge es uns so zu lieben wie Jesus. Doch wie liebt man wie Jesus, wie wird man wie er, wie gebiert man eine solche große Liebe, die den eigenen Egoismus und Eigennutz eindämmt?

Das Gesellschafts- bzw. Wirtschaftssystem des Kapitalismus ist das System, das am idealsten den alten Menschen zum Vorbild nimmt, denn Eigennützigen, auf das eigene Vorteil bedachten, den, der in allen Konkurrenten sieht, der weiß, daß auch die anderen nur an sich denken. Eine realistische Ausgangsbasis, davon auszugehen: wir sind alle kleine Egofratzen. Und wie blauäugig und dumm vom Kommunismus anzunehmen, der Mensch wäre doch anders.

Nein der Mensch ist nicht vernünftig, das sieht man am besten, wenn wir unser verschobenes Klima anschauen. Um der Profite wegen hat man tonnenweise CO2 in die Umwelt gepumpt, Flüsse und Seen verpestet mit Müll und Pestilenz, grüne Landschaften versteppen lassen, aus Oasen Wüsten gemacht, damit Menschen dem Hungertod und Verdursten ausgesetzt. Dummheit gepaart mit Eigennutz ist eine explosive Mischung. Der Mensch erscheint als ein krankes Tier.

Und dann kommt da einer aus Palästina im kurzen Hemdchen und sagt: liebet einander. Da halten sich die Global Player doch den Bauch vor Lachen und alle anderen auch. Über 2000 Jahre ist es her, daß Jesus so zu uns sprach, und geändert hat sich nichts. In den letzten hundert Jahren sind Millionen von Menschen in Kriegen gestorben. Noch vor 70 Jahren hat man hier um die Ecke sechs Millionen Menschen vergast und tot gefoltert, nur weil sie eine andere Herkunft hatten. Ein paar Jahrzehnte später Sebrenica, Völkermord im ehemaligen Jugoslawien. Und es gibt viele Kirchen dort: katholische, slawisch-orthodoxe ein paar evangelische.

2000 Jahre Christentum und lieben tut sich immer noch keiner. Also schafft man weiterhin Gesetze und internationale Gerichtshöfe und man rüstet auf, weil man ja weiß, daß man keinem trauen kann. Die Militärausgaben der USA belaufen sich auf jährlich 335,7 Milliarden Dollar, in Deutschland, unserem Land, sind es immerhin noch 27,7 Milliarden.

Ein neues Gebot gebe ich euch: liebet einander, wie ich euch geliebt habe. Es gibt Menschen, denen ist das gelungen: Maximilian Kolbe, Oskar Schindler, Mutter Teresa, Mahatma Gandhi. Es gibt auch sie; neben den Tausenden Irren, gibt es auch einige, die den Menschen behandeln, genauso wie ihn Jesus behandelt hat – voll Liebe, Mitgefühl und Verständnis.

Doch das Wichtigste im Leben des Menschen ist nicht sein Tun, sondern sein Sein. Gutes Tun kann man aus unterschiedlichen Gründen. Wieviel Gutes ist getan worden, aus Angst vor dem ewigen Höllenfeuer. Gott befiehlt mir das zu tun, und wenn ich dagegen verstoße trifft mich der Blitz beim Spazierengehen. So ein Verhalten will Gott aber nicht. Er will daß wir unser Tun gründen auf ein sein. D.h. er will, daß wir zuerst daran arbeiten gut zu werden. Weil derjenige, der auch gut ist automatisch Gutes tut.

Wir sollen so lieben wie Christus uns geliebt hat. Also müssen wir ihn uns zum Vorbild machen. Wir wollen ihn nicht nachahmen, nicht nachäffen wie ein Affe. Sondern wir wollen versuchen ein wenig so zu werden wie er. Liebe kann man nicht befehlen, oder sich abzwingen, oder erzwingen und man kann sie auch nicht nachspielen oder nachahmen. Liebe muß wachsen in einem selbst.

Zunächst müssen wir lernen uns selber anzunehmen mit all unseren Macken, so wie es Gott tut ohne Wenn und Aber. Wir müssen lernen uns selbst zu lieben, denn ohne diese Selbstliebe schaffen wir es nicht unseren Nächsten zu lieben. Jesus sagt dies an anderer Stelle ganz eindeutig: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Ja sagen zu uns selbst, macht uns glücklich und mit diesem kleinen Glück können wir auf andere zugehen und sie vielleicht anstecken damit. Das nennt sich Frohe Botschaft - euangelion.

Vielen wurde über Jahre hinweg eingebleut, du mußt demütig sein, was du sagst und denkst interessiert nicht. Knie nieder, du unwürdige Gestalt – was ein Gottesbild.
Und dann tritt Jesus in unser Leben, er schreitet uns aufrecht entgegen und faßt uns an den Schultern, lehrt uns aufzustehen und einem Gottvater ins Antlitz zu schauen, der ja zu uns sagt, egal wie verdorben wir sind. Und mit all den Zöllnern und Sündern und verlorenen Söhnen und Töchtern zusammen, mit denen Jesus so verfahren ist, stehen wir auf und freuen uns darüber geliebt zu werden. Nie wieder müssen wir dort unten im Staub herumkriechen wie die Tiere, denn unser Gott ist ein Gott der Liebe, der seine Kinder in die Arme schließt. Deshalb stehen wir Christen, wenn wir beten – weil unser Gott ein Gott der Liebe ist. Wenn wir endlich kapieren, das Gott so mit uns verfährt, wenn wir diese Liebe spüren, wenn wir erkennen, ich kann mich fallen lassen in all meinen Problemen, und Gott wird mich auffangen, dann ist die Freude so groß, daß etwas wächst in uns: Nämlich eine Liebe, die wir weitergeben möchten.

Wenn wir uns von Gott berühren lassen, dann werden wir wie Jesus, dann gebären wir quasi Jesus in uns und schenken ihm Raum, unser Herz zu erleuchten.
Das alles ist uns viel zu wenig bewußt: Unser Gott stellt hohe Ansprüche an uns, er nimmt uns erst, für ihn sind wir keine unmündige Kinder, sondern reife Menschen. Und wenn wir es dennoch mal wieder nicht schaffen, dann hat er Verständnis dafür, denn er nimmt uns und liebt uns so wie wir sind.

Amen.
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