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Lk 24, 13-35: Mohnfeld contra Totenacker

 
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André Golob



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BeitragVerfasst am: 10.06.2007, 19:16    Titel: Lk 24, 13-35: Mohnfeld contra Totenacker Antworten mit Zitat

Eucharistiefeier am Ostermontag im Lesejahr C
alt-kath. Gemeinde Bottrop, 09.04.07, 10.00 Uhr
Kreuzkampkapelle
Leitung und Predigt: Vikar Dr. André Golob



Lk 24, 13-35 Mohnfeld contra Totenacker

Manchmal, wenn ich ganz `down´ bin, wenn mich irgendwelche Erfahrungen mit Menschen mal wieder heruntergeholt haben und ich mich frage: wo steckt der Sinn in alldem? dann gehe ich zum CD-Regal und lege eine Platte aus alten Zeiten auf, eine Platte die mich an eine problemlosere Zeit erinnert. Ich habe da so einige und blühe dann auf und manchmal kullert da auch mal eine Träne über meine Wange. Ich erinnere mich an alte Zeiten, an meine Jugend, wo alles beschwingter war, wo die Kraft der Utopie noch ungebrochen, das Glück noch faßbar, und die Stimmung fantastisch war – wie ein nicht enden wollender sonniger Sommertag. Manchmal kommen die Stimmungen aus alten Zeiten sogar ganz spontan: Ich rieche etwas, das mich erinnert an einen Moment des Wohlbefindens und Glücks, manchmal übermittelt mir eine alte Fernsehsendung Gefühle der Geborgenheit und Erinnerungen an Kinder- und Jugendtage kommen hoch. Auch heute noch lege ich die alten Platten auf und zehre zumindest den nächsten Tag von der positiven Stimmung, rufe alte Freunde an, sauge Energien aus diesen Telephonaten und fühle mich einfach gut.

Mitunter gab es Situationen, wo ich mich nach einem solchem Deja-vu-Erlebnis vor den Spiegel stellte und mich fragte: Bist du das noch? Wo ist dein Optimismus, wo sind deine Visionen geblieben, deine Aufbruchstimmung – du bist so ernst geworden. Warum nicht mal irgendeinen Blödsinn machen – ausbrechen, etwas Unlogisches tun. Manchmal meine ich mich kaum noch im Spiegel wiederzuerkennen und ich sage mir, so war es damals mit dem Untergang der 68er Bewegung. Wohlstand, Besitzstand, Routine, Verlustängste, die drohende Arbeitslosigkeit, alles das macht aus einem Freigeist einen Spießer – es trägt zu einer Art Vermopsung bei – auch äußerlich. Und ich sage mir darüber hinaus: Mit so einer Haltung kannst Du doch keine Leute motivieren, zum Wachstum der Gemeinde betragen.


"Nach dem ich eine Menge Zeit studiert habe", und „auch die Theologie durchaus studiert mit heißer Müh, da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor“, sagt Goethes Faust im gleichnamigen Theaterstück. Manchmal habe ich ähnlich gedacht. Mich gefragt, was das alles soll, die Menschheit wird doch nicht klug, nennt sich christlich, tut aber nichts Entsprechendes. Regen sich auf, die Menschen, über Kreuze, die nun nicht mehr in Schulen hängen sollen und über Kopftücher, und leben dennoch in einer Ellbogengesellschaft, die Kriege unterstützt und vom Leid in der Dritten Welt profitiert. Das Leid in der Dritten Welt kann man verkraften aber nicht die Kopftücher. Auch die Kirchen ändern nichts, sind im Gegenteil ein Garant für das Herkömmliche, Normierte, Bravbürgerliche, erschütterungsresistent gegenüber den Mißständen im eigenen Land und der Welt. Prangern wohl, da es die gute Sitte verlangt, die Arbeitslosigkeit an, kündigen aber Tausenden eigenen Mitarbeitern. Ist das Christentum? Aber was soll man von Christen erwarten, die noch nicht einmal fähig sind, sich gemeinsam am Tische Christi zu versammeln.

Nein Christentum ist das nicht. Erst heute begreife ich was in der Bibel steht. Wenn ich heute dieses Buch aufschlage, sehe ich nicht mehr Altherkömmliches bestätigt – ganz im Gegenteil. Immer mehr wird mir klar wie gewaltig neu, wie anarchisch, wie gefährlich die Botschaft des Mannes aus Nazareth eigentlich ist. Und je mehr ich lese, desto wütender werde ich auf die, die diese frohe Botschaft bis zur Unkenntlichkeit verzerren - und desto glücklicher werde ich, um so mehr Hoffnung kehrt in mir zurück, weil Jesus so ist wie er ist. Es ist fast so wie mit den alten Platten, die ich manchmal auflege. Jesus will das alles nicht. Er will nicht, daß seine Lehre so mißhandelt wird, daß niemand mehr beim Namen Christus etwas positives assoziiert. Alte Männer, die Gehorsam verlangen und Recht sprechen und Schuldsprüche wie Torpedos abschießen in die Herzen derer, die sowieso schon leiden – das verbinden viele junge Menschen mit Christentum. Verklemmte Moraltheologie derer, die Bomben gesegnet und Kreuzzüge geführt haben und keine Antworten haben auf das Leiden in der Welt. Deshalb sind die Kirchen leer. Weil viele dort nicht mehr Christus antreffen sondern Dogmen und rituelle Gewohnheiten. Man muß sich manchmal schämen dazu zu gehören.

„Gott ist tot“ sagte Nietzsche und hat damit eine Prognose gewagt, die gar nicht so von der Hand zu weisen ist. Sicherlich kann Gott nicht sterben, aber er wird nicht mehr wahrgenommen, man sieht ihn gar nicht mehr hinter all den Bildern und Ikonen - deshalb meint man er sei tot, er sei inexistent, und man müsse allein zurechtkommen – man hat die Hoffnung aufgegeben und damit die Welt und sich selbst.

Wie die Emmausjünger, die kaum noch Hoffnung haben, wie sie Jesus anvertrauen. Drei Tage sind vergangen, aber nichts ist passiert. Ja das Grab ist wohl aufgebrochen worden, der Leichnam ist weg - aber ansonsten nichts. Auch die Kreuzigung sitzt ihnen noch tief in den Knochen, das ganze Leiden – wo ist da der Sinn.

Erst als Jesus ihnen die Tora auslegt, die heilige Schrift, dämmert es ihnen und dann nötigen sie ihn bei ihnen zu bleiben, mit ihnen zu essen und mehr zu erzählen. Allein seine Anwesenheit, seine Worte, machen sie glücklich. Endlich fühlen sie sich nach so langer Zeit wieder gut, schöpfen Kraft. Wörtlich heißt es: Ihnen brannte das Herz in der Brust. Etwas schöneres kann es gar nicht geben – es ist wie eine Rennaissance, eine Neugeburt – es ist als würden auch sie auferstehen aus dem Tal des Todes und ins wärmende Licht blicken. Ihnen ging ein Licht auf – ein österliches Licht. Und dann rannten sie zurück nach Jerusalem, alles sprudelte aus ihnen raus: das Glück über die Sinnfülle des Lebens, aus dem vermeintlichen Drama wird ein Freudenstück, aus dem Totenacker ein blühendes Mohnfeld, duftend und farbenfroh.

So soll es sein mit unserer Welt. Lesen wir die Bibel, treffen wir uns mit Freunden, feiern wir Gottesdienst und Parties, lauschen wir schöpferischer Musik, betrachten wir Kunst, essen wir gemeinsam, berühren wir einander – all das führt zu einer Berührung mit Christus, all das läßt Hoffnung und Lebensfreude wachsen. Bei uns müssen wir anfangen, Augen und Ohren aufsperren, Christus erkennen und uns von ihm verändern lassen, so daß wir uns wieder im Spiegel betrachten können. Erst dann könne wir die Welt umkrempeln, mit unserer Freude anstecken.. Und dann werden die anderen von uns sagen: Guck mal das sind Christen, laßt uns da mitmachen – wir wollen so sein wie die.
Amen.
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