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Alt-Katholisches Engagement in Tansania

 
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André Golob



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BeitragVerfasst am: 27.08.2007, 08:56    Titel: Alt-Katholisches Engagement in Tansania Antworten mit Zitat

Alles soll mir geschehen nach deinem Wort!

Die Unterstützung der Schwestern
von St. Mary (CMM)


Alt-Katholisches Engagement in Tansania

Auf dreierlei Weise gestaltet sich das Engagement unseres Bistums in Tansania. Es wurde bereits über die Unterstützung der Dispensaries - sogenannte medizinische Auffangstationen - in den Dörfern Chidya, Rondo und Luatala, sowie die Leprastation in Lulindi berichtet. Dort in der Diözese Masasi arbeitet unser Bistum eng mit der anglikanischen Kirche zusammen an der Optimierung der allgemeinen Gesundheitsversorgung.

Es finden aber noch zwei weitere Bereiche unsere Unterstützung. So fördern wir ein Straßenkinderprojekt in der Hauptstadt Dar-es-Salam, eine Jugendkünstlergruppe mit dem Namen „Leonardo-da-Vinci“, über die an anderer Stelle berichtet werden soll. Maßgeblich ist aber auch unser Einsatz für eine schwarz-anglikanische Schwesterngemeinschaft, der „Community of St. Mary of Nazareth and Calvary“. Über diese anglikanische Ordensgemeinschaft möchten wir heute berichten und auch einen Blick werfen auf ihre Entstehung und ihre selbst gesetzten hohen Aufgaben.

Ein schwarzafrikanischer Aufbruch

Die Gründung der Gemeinschaft von St. Mary ist eng verknüpft mit der Lebensgeschichte dreier junger, schwarzer Frauen, die aufbrachen und alles hinter sich ließen. Die Gemeinschaft mit ihren Eltern, ihren Geschwister, alles was ihnen bislang lieb und teuer war, wollten sie tauschen gegen das Leben bei den Schwestern von Kwa Mkono. Am 9. Juni 1946, am Pfingstfest, verließen May, Fidea und Jessie das Dorf Mindu im Bezirk Ruvuma und machten sich auf einen strapaziösen, 16-tägigen Weg in die Region Tanga. Ermutigt und unterstützt durch ihre Priester, sowie William Vincent Lucas, dem ersten Bischof der Diözese Masasi, hatten sie beschlossen, ihrem Leben einen besonderen religiösen Horizont zu verleihen. Sie waren fest entschlossen der anglikanischen Schwesterngemeinschaft der „Sisters of the Sacred passion“ (CSP) beizutreten.

Doch präsentierte sich ihnen das Leben dort anders als erhofft. Die hauptsächlich von weißen Schwestern geprägte Gemeinschaft bot zwar religiöse Erbauung, war jedoch in vielen Dingen von west-europäischen Traditionen bestimmt. Schon der Lebensrhythmus der weißen Schwestern widersprach der Lebensweise der drei Schwarzafrikanerinnen. So gründeten sie, unterstützt von ihren weißen Schwestern und der Diözese, eine eigene Gemeinschaft, die in ihren Gewohnheiten den kulturellen Prägungen und Empfindsamkeiten farbiger Frauen entgegenkam. Sie nannten ihre Gemeinschaft „Community of St. Mary of Nazareth and Calvary“, abgekürzt CMM (von Suaheli: Chama Cha Mariam Mtakatifu). 1952 siedelten sie in den Süden um und lebten und arbeiteten nahe der Ortschaft Newala. Dort formierte sich die Gemeinschaft zu einer beachtlichen Größe und entwickelte das, was wir heute zu Neudeutsch Corporate Identity nennen.

Angezogen und beeindruckt von der Gemeinschaft folgten viele junge Frauen dem Vorbild der Schwestern. Manche legten Gelübde ab und blieben für immer, andere nutzten nur für eine kurze Zeit den Rückzug ins religiöse Leben. Die Gemeinschaft von St. Mary wuchs und auf Bitten des Bischofs von Sansibar gründeten vier CMM-Schwestern ein weiteres Gemeinschaftshaus in Magila. Diesem sollten weitere folgen. So entschied sich die CSP, unter deren Obhut die Schwesternschaft von St. Mary noch immer stand, im Jahre 1968 für die Einsetzung einer eigenen Mutter Oberin. Zur ersten Sister Superior wurde Schwester May, eine der drei Gründerinnen, ernannt. Unter ihrer Leitung wurden Filialhäuser in den Diözesen Tanganyika und Masasi errichtet, später auch in Dar-es-Salam. Heute handelt es sich bereits um neun Häuser in fünf unterschiedlichen Diözesen Tansanias.

Visionen und Innovationen

Ihre Hauptaufgabe sieht die St.Mary-Schwesternschaft in der Arbeit mit Frauen und Kindern. Sie gilt es zu fördern, ihre Entwicklung heißt es voranzubringen in spiritueller wie materieller Hinsicht. Gerade der Mutter kommt in der afrikanischen Gesellschaft eine herausragende Position und Schlüsselstellung zu. Ihr will die Schwesternschaft beratend zu Seite stehen und Hilfestellung in Partnerschaft und Mutterschaft geben. Dabei sieht sie in der religiösen Erziehung der Kinder einen bedeutsamen gesellschaftlichen Faktor.

So soll die Vermittlung christlicher Werte schon in den Kindergärten der Schwesternhäuser beginnen. Auf spielerische Art und Weise, mit Bildern und Gesang, sollen bereits die Jüngsten mit dem Evangelium in Berührung kommen. Den Frauen und jungen Mädchen lehrt die Schwesternschaft in eigenen Nähkursen den Umgang mit Nadel und Faden. Da Unterrichtsräume fehlen, sieht man sie nicht selten in Gruppen unter den Mangobäumen des Vorhofes sitzen und akribisch an eigenen Kreationen nähen - ein gutes Beispiel für Hilfe zur Selbsthilfe, das wiederum von Europa aus einen Rückschlag erhielt. Die vielen Kleider, die aus wohlgemeinten europäischen Altkleiderkollekten ihren Weg nach Tansania fanden, konterkarierten die Bemühungen vor Ort. Wer macht sich schon die Mühe Kleider zu nähen, wenn sie kostenlos aus Deutschland kommen. So müssen die Schwestern stets flexibel sein und innovative Wege beschreiten um ihre Gemeinschaft und den ihnen anvertrauen Hilfsbedürftigen ein Auskommen zu schaffen.

Eine dieser Ideen, mit der sich die tansanischen Schwestern direkt an unser Bistum wandten, war die Gründung einer Hostienbäckerei. Damals wurde gerade das Endenicher Frauenkloster am Fuß des Kreuzbergs aufgelöst und Frau Dr. Brinkhues bat die dortigen Nonnen um die Überlassung einer bereits ausrangierten Hostienbackmaschine. Dies wurde zunächst gerne bewilligt, später aber auf Intervention Kölns vereitelt. Das Erzbistum schickte die Hostienbackmaschine zwar nach Tansania, aber zu den dortigen römisch-katholischen Benediktinerinnen in Ndanda. Man rechnete jedoch nicht mit der ökumenischen Hilfsbereitschaft auf afrikanischem Boden. Da man die Backmaschine vor Ort nicht benötigte, brachte man sie als herzliches Geschenk zu den anglikanischen Schwestern von St. Mary. Die Wege des Herrn sind unergründlich – so möchte man sagen. Man hat viel Freude an der Hostienbackmaschine aus Endenich, die auch noch heute ihre Dienste tut.

Sehr gefreut haben sich die Benediktinerinnen über ein kleines symbolisches Dankeschön von Frau Dr. Brinkhues – ein silberner Rosenkranz, den der Papst einst der Bischofsgattin bei einem Empfang im Brühler Schloß persönlich überreicht hat. Darüber hinaus sind die Schwestern von St, Mary in fast allen diakonalen Bereichen tätig. Kranke und betagte Menschen werden besucht und gepflegt, Bedürftigen werden Nahrung und Kleidung bereitgestellt, man engagiert sich in Krankenhäusern und vor allem auch in der religiösen Vorschul- und Schulerziehung wie in der St. Mary Grundschule in Liuli. Die breite Palette christlichen Engagements wird lückenlos abgedeckt. Auch sind die Schwestern stets bemüht sich auch selbst weiterzubilden. Sie werden z.B. angehalten, in der Schule des Bistums von Masasi die Mittlere Reife nachzuholen und sich so für eine Ausbildung als Krankenschwester zu qualifizieren. Auch das kostet Geld und will finanziert werden.


Verheißung und Entwicklung

Ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte der Schwesternschaft von St. Mary war die Verlegung des Mutterhauses von Newala nach Kilimani Masasi im Jahre 1981. Dieser Ortswechsel brachte die Möglichkeit der Selbstversorgung mit sich. Der Bischof von Masasi war so freundlich und stellte dort den Schwestern eine großes fruchtbares Stück Farmland von 20 Morgen zur Verfügung. Auch wenn die Wasserfrage zunächst ein Probleme darstellte, so konnte auch diese bald durch ein gesundes Maß an Beharrlichkeit und Hilfe von außen gelöst werden.

Das Konzept der Schwestern, das vor allem auf Gottvertrauen und gegenseitiger Hilfe gründet zieht weite Kreise. Nicht nur innerhalb Tansanias kann die Schwesternschaft Zuwachs verbuchen, auch im benachbarten Ausland besteht großes Interesse den Schwestern von St. Mary nachzueifern. Bereits jetzt gibt es gute Kontakte zu Schwestern in Sambia, die bereits eine Vertreterin nach Newala schickten mit der Bitte, beim Aufbau einer sambischen Kommunität zu helfen. Viele Aufgaben gilt es zu bewältigen, eine Menge Fragen und Probleme müssen gelöst und Hilfe gefunden werden. Dabei ist auch unser alt-katholisches Bistum gefragt. Die Schwestern von St. Mary sind zuversichtlich, dass es weiter bergauf gehen wird. Wir vertrauen auf das Evangelium und die Verheißung des Herrn, betont Schwester Magdalene, die Mutter Oberin von St. Mary. Nicht umsonst beruft sich die Gemeinschaft auf die Worte Mariens an den Erzengel Gabriel: Siehe ich bin die Magd des Herrn .. Alles soll mir geschehen nach deinem Wort (Lk 1,38).

Hilfe aus Deutschland

Nur eine starke Ökumene - die herzliche Zusammenarbeit mit den anglikanischen Schwesterkirchen in der Dritten Welt - kann Garant sein für das Gelingen von Entwicklung und Mission in Afrika. Dass dies möglich ist zeigt wieder einmal mehr die erfolgreiche Unterstützung der St. Mary Schwesternschaft in Tansania. Mit vereinten Kräften und der Zuversicht auf die Hilfe Gottes kann dort alles gelingen - zum Wohle unserer Nächsten. Unser Bistum freut sich immer wieder sehr über das große Interesse und die Hilfsbereitschaft einzelner Gemeinden und vermittelt gern auch persönliche Kontakte zu den Menschen vor Ort. So hat sich die Gemeinde Freiburg bereit erklärt den Schwestern von St. Mary 1000 €uro für einen dringend benötigten Wassertank zu stiften. Sehr erfreulich ist auch die Tatsache, dass eine Brieffreundschaft zwischen der CMM-Schwesternschaft und den Freiburger Alt-Katholiken geplant ist. Es ist wichtig unseren Geschwistern in Afrika zu zeigen, dass hinter den milden Gaben und spontanen Hilfen Menschen stecken, die sich ihnen auch spirituell verbunden fühlen.

André Golob


Zuletzt bearbeitet von André Golob am 27.08.2007, 08:59, insgesamt einmal bearbeitet
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André Golob



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BeitragVerfasst am: 27.08.2007, 08:59    Titel: Antworten mit Zitat

Erfreulicher Zuwachs
und drohende Hungersnot


Die Schwestern von St. Mary ziehen Bilanz


Mission ist für uns mehr als nur ein einseitiger Prozeß. Mission ist etwas, das als Wechselspiel verstanden werden muß, als Dialog zweier gleichwertiger Partner, von denen sich einer zufällig in einer mißlichen, von Mangel und Not bestimmten Lage befindet. Beide sind jedoch Gebende und Nehmende. Davon zeugte der letzte Brief der Schwestern von St. Mary und Calvary aus Tansania. Wir sind nicht allein - dort im Bistum Masasi gibt es Menschen, die beten für uns, die denken an uns, die fühlen sich uns wirklich verbunden. Solche Menschen brauchen wir und es sind Menschen, die auch u n s e r Gebet nötig haben. Trotzdem darf es nicht beim Gebet allein bleiben.

Tansania, das fast eine Millionen Quadratkilometer große, an der Ostküste Afrikas gelegene Land, hat Probleme und bedarf unserer Hilfe. Schon zum Jahreswechsel sagte der Sekretär der tansanische Bischofskonferenz, man habe zwar ein neues Jahr begonnen, aber alle Not vom letzten Jahr werde weiter geschleppt. Hunger, Krankheiten, Korruption und die sich mehrenden grausamen Auswüchse der globalen Erwärmung lassen die Hoffnung auf Verbesserung verblassen. Von dieser Grundstimmung ist auch ein wenig der Jahresbericht der Schwestern von St. Mary geprägt.

Obwohl das Vertrauen auf die Hilfe und den Beistand des Herrn ungetrübt ist, hat sich die Traurigkeit des Jahresende im neuen Jahr gehalten. Grund für die tiefe Trauer ist der Tod der Mutter Oberin, Schwester Sophia Gladys, die im November letzten Jahres in Ndanda verstarb. Viele Jahre hatte sie die Schwesternschaft geleitet und war den Nonnen Mutter und Schwester zugleich. Es war für alle ein großer Schock und Schwester Josephine berichtet: wir alle fühlten uns auf einmal wie Waisenkinder. Es brauchte einige Zeit bis wieder Normalität einkehrte, doch heute bereitet man sich schon wieder hoffnungsvoll auf die Wahl einer neuen `Reverend Mother´ vor.

Ansonsten gestaltet sich die Entwicklung der Schwesternschaft recht positiv. Man hat Zuwächse zu verzeichnen. So seien vier neue Bewerberinnen hinzugekommen und drei als Novizinnen eingekleidet worden. Sogar in der sambischen Filiale der Kommunität sei ein Beitritt zu verbuchen. Tatsächlich sollten in Ndanda fünf Novizinnen und vier Schwestern ihren Profeß ablegen. Durch den Tod der Mutter Oberin mußte dies jedoch zunächst verschoben werden. Detailgetreu und mit Akribie berichtet der Brief der Schwestern von den Fortschritten in der Schwesternausbildung. So haben die Schwestern Angelina und Marcelina ihre Schulausbildung absolviert und warten zur Zeit gespannt auf ihre Abschlußergebnisse. Schwester Josephine, die im letzten Jahr ihr Schulexamen ablegte, besucht nun ein College für Lehrerausbildung. Schwester Felicitas, vor nicht all zu langer Zeit zur Krankenpflegerin ausgebildet, lehrt heute bereits selbst in der Pflegeschule von Njombe.

Das Bildungssystem scheint in dieser Hinsicht zu klappen, denn es konnten nicht nur weitere sechs Schwestern auf weiterbildende Schulen geschickt, sondern auch einige Waisenkinder mit entsprechender Schulkleidung und Büchern versorgt werden. Engpässe gibt es vielmehr bezüglich der eigenen Schule in Ndanda. Das Angebot trifft auf soviel Zuspruch, daß die Flut neuer Schülerinnen und Schüler aus der Umgebung kaum noch zu bewältigen ist. Trotz der Zusammenarbeit mit der staatlichen Schule in Newala sind Lehrkräfte knapp und vor allem fehlt Geld um weiteres Lehrpersonal anzustellen. Außer den Schwestern kann sich niemand den Luxus leisten ohne Bezahlung zu arbeiten, denn die Not ist groß.

Auch die Schulspeisungen und Lehrmaterialien sind kaum zu finanzieren. Da wundert es nicht, daß auch die Sanierungsarbeiten an den Schwesternhäusern zum Erliegen gekommen sind. Die Arbeiten an den Wänden des Schwesternhauses von Fiwila mußten eingestellt werden, da keine Mittel mehr zur Verfügung standen. Auch der Bau der Kapelle von Sayuni wurde abgebrochen. Wie das Hühnerhaus der Schwesternschaft, daß von einem heftigen Sturm abgedeckt wurde, steht auch das Gotteshaus ohne Dach da. Neben den fehlenden Finanzen sind es oft das unwegsames Gelände oder ungünstige Witterungsverhältnisse die den Transport von Baumaterial aus dem benachbarten Mkushi zusätzlich erschweren. Einige Schwierigkeiten wurden falsch eingeschätzt und manch heftiger Wetterumschwung kam erschwerend hinzu. So konnten auch die Baumaßnahmen am Mutterhaus nicht wieder aufgenommen werden. Schlafsaal, Büro und Refektorium stehen noch auf der Liste der dringenden Notwendigkeiten.

Die anhaltende Dürre im Land wirkt sich auch auf die Landwirtschaft negativ aus. Futtermittel werden rar, wodurch die Gesundheit des Viehs gefährdet ist und der Milchertrag auf ein klägliches Minimum sinkt. Bislang reichte der Trinkwasservorrat noch aus. Die Region Mtwara steht jedoch vor einer massiven Hungersnot und auch die Schwestern sehen schwere Zeiten auf sich zukommen. Die eigenen Vorräte sind langsam erschöpft und die kommende Ernte wird wohl nicht reichen, um alle zu versorgen. Das ist fatal, denn neben dem geringen Einkommen der berufstätigen Schwestern lebt die Kommunität fast ausschließlich vom Ackerbau und dem Verleih landwirtschaftlicher Gerätschaften.

Dennoch lassen die tapferen Schwestern nicht die Ohren hängen. Kraft schöpfen sie aus dem Gebet und den Exerzitien, die sie auch im letzten Jahr in Kanda hielten. Unter der erfahrenen Leitung Bischofs John Ramadhani nahm je eine Delegation pro Haus an diesen geistlichen Übungen teil. Ohne diesen Jungbrunnen spiritueller Energie wäre die mannigfaltigen Aufgaben der Schwestern wohl schwerer zu meistern. Und auch das Feiern ist eine unverzichtbare Sache für die Schwestern von St. Mary. So war auch das letzte Gründungsfest ein Höhepunkt des Jahres. Viele honorige Gäste und geistliche Würdenträger wie Bischof D. Toto und seine Frau, Bischof Patrick und diverse Priester aus den Nachbargemeinden, waren dort vertreten und feierten gemeinsam die heilige Messe. Trotz ihrer fortschreitenden Krankheit ließ Mutter Oberin Sophia Gladys es sich nicht nehmen, alle Vorbereitungen für diese Feier selbst in die Hand zu nehmen.

Das Schreiben der Schwestern von St. Mary endet mit einem kurzen Bericht über die Besuche aus Übersee, Europa aber auch den Nachbarbistümern Masasis. Besonders freuen sich die Schwestern auch über Besuch aus englischsprachigen Regionen, denn auf diese Weise versuchen sie stets ihre eigenen Englischkenntnisse aufzubessern. Daß dieser Wissendurst von Erfolg gekrönt ist, zeigt der Brief, den sie uns in einem nahezu perfekten Englisch zugeschickt haben. Vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit bei ihnen auch ein wenig Interesse für die deutsche Sprache zu wecken. Die Pläne für einen alt-katholischen Besuch aus Deutschland liegen für 2005 bereits in der Schublade. Masasi hat Zukunft. Doch damit diese Zukunft Realität wird, brauchen die Menschen dort unser Hilfe. Für die wichtige Unterstützung im letzten Jahr sagen uns die Schwestern von St. Mary of Nazareth and Calvary ganz herzlich „asanthe sana“ ( Danke!).

Um ein wenig Einblick in den tansanische Alltag zu geben sind im folgenden einige Preisbeispiele aufgeführt. Der monatliche Durchschnittslohn liegt in Tansania bei 45.000 Tansanischen Shillings, das sind umgerechnet ca. 33 Euro.

1 kg Zucker 700 TSh (= 0,52 €) 1l Milch 300 TSh (=0,22 €)
1 kg Maismehl 400 TSh (= 0,30 €) 1l Speiseöl 1000 TSh (=0,74 €)
1 kg Reis 650 TSh (= 0,48 €) 500gr Weißbrot 500 TSh (=0,37 €)
1 kg Bohnen 600 TSh (= 0,44 €) 1 Ei 100 TSh (=0,08 €)
1 kg Kartoffeln 650 TSh (= 0,48 €) 1 kg Tee 2000 TSh (=1,48€)
1 kg Tomaten 500 TSh (= 0,37 €) 1 kg Kaffee 4000 TSh (=2,96€)
1 kg Karotten 600 TSh (= 0,44 €) 1 Tube Zahnpasta 500 TSh (=0,37 €)
1 kg Paprika 800 TSh (= 0,59 €) 1 Rolle Klopapier 300 TSh (=0,22 €)

André Golob
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André Golob



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BeitragVerfasst am: 27.08.2007, 09:04    Titel: Antworten mit Zitat

Im Auftrag des Herrn unterwegs
Besuch der Missions- und Entwicklungsprojekte in Tansania


Hic sunt leones. Mit dieser kurzen Umschreibung bezeichneten die alten Römer die noch unbekannte Region jenseits der Sahara, die wir heute Afrika nennen: Hier sind Löwen. Eine Landmasse, in der Europa zehn Mal Platz fände, 650 Millionen Menschen, vielleicht 700 Millionen oder noch mehr, fünfzig Staaten, Tausende von Völkern und kleinen Ethnien, Kulturen und Religionen – ist es nicht vermessen, sich ein Urteil über diesen Erdteil zu erlauben? Und muß es nicht gerade anmaßend erscheinen, wenn wir über das Wesen der Afrikaner reden und keine einzige ihrer zweitausend Sprachen sprechen?

„Es ist anmaßend - ohne Frage“, so kommentiert Dirk Jüttner in seinem gerade fertiggestellten Wintergarten im englischen Städtchen Warwick. Jüttner weiß wovon er spricht, hat er doch etliche Jahre auf dem „schwarzen Kontinent“ verbracht. Zunächst arbeitete er für ein Unternehmen in Südafrika, später als Koordinator eines der größten Missionswerke der anglikanischen Kirche, der `United Society for Propagation of the Gospel´ (USPG) in Tansania. Auch wenn wir noch so viele Monographien und Bücher über Afrika wälzen, „es bleiben Momentaufnahmen eines rauhen und sanften, brutalen und feinfühligen, niederschmetternden und beglückenden Erdteils“ betont Bartholomäus Grill, langjähriger Afrikakorrespondent der `Zeit´ in seinem Buch „Ach, Afrika“. So sieht dies auch Dirk Jüttner. „Legt einmal alle Bilder die ihr von Afrika habt beiseite und macht nicht den Fehler eure europäischen Erfahrungen auf die afrikanische Welt zu übertragen – es kommt alles anders“, unterstreicht er mit einem Lächeln auf den Lippen.

Ein wenig eingeschüchtert erscheinen Christina und André Golob von seinen Worten schon, aber damit haben sie eigentlich gerechnet. Alle drei wollen sie Mitte September gemeinsam nach Tansania fliegen. Um diese Tour vorzubereiten trafen sie sich letzten Monat im englischen Warwick, der Wahlheimat Dirk Jüttners und planten Flug, Reiseroute und andere Notwendigkeiten, die ein solches Unterfangen mit sich bringt. Zwei Wochen machen sich die drei auf eigene Kosten auf den Weg zu den Projekten, die unsere Kirche mit den anglikanischen Bistümern vor Ort realisiert. „Gelbfieber-, Tollwut-, Diphtherie-, Meningitis-, Hepatitisimpfung, Malariaprophylaxe, es sieht aus, als wollten wir die Büchse der Pandora öffnen“, scherzte Vikar Golob aus Düsseldorf. Doch diese Schutzmaßnahmen sind nötig. Gottlob ist ein Schlangenserum nicht vonnöten – oder etwa doch?

Ein Fest für den Traktor

„Habrai za leo“ dröhnt es von der Audiokassette. „Das heißt auf Suaheli `Guten Tag´“, so klärt eine heisere Frauenstimme die Zuhörer auf und beide wiederholen brav. Ein wenig will man sich schon präparieren oder zumindest zeigen, dass man sich bemüht, dass einem die fremde Kultur und Sprache Wert ist – eine missionarische captatio benevolentiae, wenn man so will. „Es ist sehr wichtig, dass wir dort hingehen“, betont Christina Golob, die auf der Reise den Bund der alt-katholischen Frauen vertritt. „Es ist wichtig freundschaftliche Bande zu knüpfen, über den schriftlichen Kontakt hinaus auch Gesicht zu zeigen, einander zu begegnen, zusammen zu beten, zu lachen, zu feiern.“

Der Anlaß für letzteres ist bereits gegeben. Zur Zeit sind Experten bemüht den Traktor für die CMM-Schwesternschaft zur Stadt Njombe und dann weiter zum Konvent in Sayuni zu bringen. Die Erntezeit steht kurz bevor und alle erwarten sehnlich das hilfreiche Vehikel. Der Traktor, für den die alt-katholischen Gemeinden in ihrer diesjährigen Fastenaktion gesammelt haben, soll in einer offiziellen Festivität durch André Golob und seine Frau übergeben werden. Dirk Jüttner wird dabei alle freien Spender vertreten, denn aus vielen Quellen speisten sich die Geldbeträge für das landwirtschaftliche Gefährt. Am 16. September fällt der Startschuß für die Reise. Nach einem Besuch eines Konventes in Dar-es-Salam, der Landeshauptstadt, folgt die Traktorübergabe im Westen Tansanias. Dann führt die Fahrt nach Masasi, dem Bistum im Osten, in der die deutschen Alt-Katholiken die meisten Projekte unterstützen. Dem obligatorischen Besuch des Bischofs von Masasi schließen sich Besichtigungen der Buschstationen (dispensaries) und anderer medizinischer und pädagogischer Einrichtungen an. Ob dies umfassende Programm so locker zu bewerkstelligen ist wird sich zeigen. In Afrika laufen die Uhren mitunter etwas anders – aber: „Don´t panic“, um es mit den Worten Douglas Adams zu formulieren.

Offa-house – ein Angebot für junge Leute

Neben intensiven Vorbereitungsgesprächen und Treffen mit weiteren, eiligst herbeigeeilten Tansania-Kennern der örtlichen, anglikanischen Gemeinde hatten Vikar Golob und seine Frau Christina aber auch die Gelegenheit das romantische Warwick und seine Umgebung ein wenig kennenzulernen. Die ansehnliche Burg von Warwick, die meistbesuchteste Englands, beeindruckt mit ihren stolzen Zinnen und ihrem mittelalterlichen Ambiente. Die ganze Stadt atmet Geschichte, an jeder Ecke warten Sehenswürdigkeiten beachtlichen Alters und imposanter Schönheit. Jedem Englandreisenden sei ein Besuch in der benachbarten Kulturlandschaft mit dem nicht ganz so anmutigen Namen „Codswold“ empfohlen.

Entzückende Sandsteinbauten inmitten lieblich wogender Hügellandschaft laden zum Verweilen ein. Früher hatte dort der Sachsenkönig Offa das Sagen. Der Legende nach war es Karls des Großen Verdienst, diesen heidnischen Häuptling zum Christentum zu bekehren. Deshalb nennt sich das Exerzitienhaus der anglikanischen Diözese Coventry, das in der Nähe Warwicks im ehemaligen Bad Leamington Spa gelegen ist, „Offa-house“. Auch zur Besichtigung dieses „Retreat-House and Conference Centre“ bekam der Besuch aus Düsseldorf Gelegenheit.

Der hauseigene Meditationsgarten und die nahegelegene Kirche von St. Gregor aus dem 11. Jahrhundert hatten es ihm besonders angetan. „Uralte Grabsteine mit Moos und Flechten überwuchert, windschief und auf eine schaurig-schöne Art unheimlich“. Geleitet wird das Haus von Andrew De Smet, der fast händeringend um Hilfskräfte aus dem Ausland bemüht ist. „Wir suchen keine Dozenten, sondern junge Leute, die nach ihrer Schulausbildung oder vor ihrem Studium ein wenig im Service mit anpacken möchten.“ Am liebsten wäre es dem Reverend, wenn die ausländischen Gäste drei oder sogar sechs Monate in Leamington Spa blieben.

Und das Angebot ist durchaus attraktiv. Neben kostenloser Verpflegung und Unterkunft sponsert das Offa-house einen internationalen Englisch-Kurs mit anerkanntem College-Abschluß und gibt darüber hinaus noch 30 Pfund Taschengeld in der Woche. Ein Gespräch mit einer Schülerin aus der Schweiz zeugte vom angenehmen Klima im Offa-house und seinen sympathischen Bewohnern. Die einzige Bedingung für den Austauschdienst ist eine christliche Orientierung der Bewerber, jedoch ohne eine konfessionelle Beschränkung. „Wir hätte erwartet, dass die Wartelisten endlos seien“ bemerkten Christina und André Golob, die ihrerseits am liebsten dort geblieben wären. Beide versprachen Reverend De Smet und Vorstandsmitglied Dirk Jüttner in Deutschland Werbung für dieses Angebot zu machen. Weitere Infos erhalten Interessierte unter www.offahouseretreat.co.uk oder bei Vikar André Golob unter (02238) 30 54 95.

Die Macht des Teilens

Der Aufenthalt in England war horizonterweiternd und hat tiefe Einblicke hinterlassen und interessante Informationen zur Lage und Situation in Tansania vermittelt. „Es wird keine leichte Aufgabe sein“, so hält Vikar Golob fest, der seit fast drei Jahren Frau Dr. Brinkhues in den Missionsangelegenheiten des Bistums unterstützt, „manch ehrliches Wort muß mit den Verantwortlichen vor Ort gewechselt werden. Die Not der Völker Afrikas, das haben wir oft genug erfahren, wird fortdauern, weil es seinen Eliten an den Mitteln, am Know-How und manchmal auch am Willen fehlt, sie zu überwinden. Hier liegt es an uns mit Kreativität und guten Ideen Abhilfe zu schaffen.“ Tina und André Golob freuen sich auf die Begegnung mit den Menschen vor Ort und Dirk Jüttner darauf, liebgewonnene Menschen wiederzutreffen, die ihm in seiner Arbeit in Masasi ans Herz gewachsen sind.

Wer noch etwas spenden möchte, der kann dies sehr gerne tun (Alt-Kath. Kirche, Kto 7500838 BLZ 380 500 00 Verwendungszweck: „Hilfe vor Ort“). Die Reisenden werden ausführlich berichten, wem das Geld zugute gekommen ist und mit vielen Fotos anschaulich machen, um welche Menschen es geht, wenn es heißt: Tansania – wir helfen. British-Airways hat ein zusätzliches Gepäckkontingent eingeräumt, so dass kleine Hilfsgüter und Geschenke mitgenommen werden können. Es sind bereits diverse Firmen und Unternehmen mit Bitten um günstige Artikel angeschrieben worden. Christen Heute wird hierzu berichten!

Teile das Brot mit andern,
es schmeckt nur gebrochen gut.
Teile das Brot mit andern,
geteiltes Brot macht vielen Mut.

Teilt das Leid mit anderen,
es ist doch euer Brüder Not.
Teilt das Leid mit anderen,
die Liebe ist des Herrn Gebot!

(Kindergebet aus Tansania)
André Golob
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BeitragVerfasst am: 27.08.2007, 09:07    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe, Toleranz und ein dickes Fell
Dirk Jüttners Engagement in Masasi geht weiter


Einen heiteren Eindruck macht die geduldige Schar junger Mädchen und Frauen, die, farbenfrohe Gefäße auf ihrem Kopf balancierend, an der örtlichen Pumpstation nach Trinkwasser anstehen. Das war einige Jahre für Dirk Jüttner der tägliche Blick aus seinem Arbeitszimmer in Masasi. Nun ist er nach Warwick in England zurückgekehrt, aber sein Herz ist dort geblieben, bei den Menschen, den Bedürftigen vor Ort. So überrascht es nicht, dass er bereits heute wieder auf dem Weg dorthin ist, um nach dem Rechten zu schauen.

Im September 2001 schickte ihn die `United Society for Propagation of the Gospel´ (USPG), eine der großen Missionsgesellschaften der anglikanischen Kirche, nach Masasi in Tansania, mit der Aufgabe die Hilfsprojekte dort zu unterstützen und zu koordinieren. Seitdem war er Kontaktperson für die Mitarbeiter der Missionsprojekte unseres Bistums. Bei regelmäßigen Besuchen im Hause Brinkhues informierte `die gute Seele von Masasi´ über das Fortkommen der tansanischen Projekte.

Knochenarbeit inmitten wilder Tiere

Die Arbeit vor Ort war bei weitem nicht leicht - eher eine Knochenarbeit. Es gehört für einen Europäer schon einiges dazu über zwei Jahre lang den alltäglichen Strapazen zu und mit den Mentalitäten und Eigentümlichkeiten der Einwohner zurecht zu kommen. `Nicht selten wurden wir Nachts aus dem Schlaf gerissen´, so berichtet Jüttner, `weil ein Leopard ins Gehege eingebrochen und ein Kalb gerissen hatte´. Auch das Eindringen von Schlangen und aggressiven Insekten stellte eine latente Belastung dar und das extreme Klima allemal. Einem engagierten Menschen wie Dirk Jüttner, der auf den Spuren eines David Livingstone wandelt, konnte all dies jedoch nicht schrecken. So kann er heute mit Stolz auf das zurückblicken, das er bewegt hat - und das ist nicht wenig.

Die medizinischen Auffangstationen im Busch, die sogenannten `dispenseries´, konnten unter seiner Leitung ausgebaut und regelmäßiger Nachschub lebenswichtiger Medikamente gesichert werden. Auch pädagogische Maßnahmen wurden von ihm initiiert sowie der Bau von Sammelsystemen für Regenwasser und vieles mehr. Einzig und allein der erwünschte Nachwuchs der Kaninchen an der Schule für geistig behinderte Kinder hat sich noch nicht eingestellt. Trotz all dieser Leistungen ist Dirk Jüttner bescheiden geblieben. Es scheint sogar, als sei er ein wenig unzufrieden. `Manchmal denke ich´, so seine Worte, `waren alle Mühen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein´.

Überbevölkerung und Nahrungsmangel

Die Armut in Tansania wächst proportional zum Anstieg der Bevölkerung, die sich in den letzten 30 Jahren mehr als verdreifacht hat. Aufgrund des Entschlusses der Weltbank einen Teil der Schulden Tansanias zu erlassen, werden überall Schulen gebaut. Aber nicht selten bestehen Klassen aus über 120 Schülern. Man sieht kaum eine junge Frau, die nicht ein Kind auf dem Rücken trägt – oft sind diese Mütter selbst noch Teenager. Bei den geringen Ressourcen des Landes ist das fatal. Hinzu kommt das größte Problem vor Ort: das Wetter. In Afrika macht sich die Klimaverschiebung auf bedrohliche Weise bemerkbar. Der notwendige Niederschlag bleibt aus, die Ernteausfälle sind dramatisch und der Mais, die Hauptnahrung in Masasi, wird unbezahlbar. Als man in Panik vor der drohenden Dürre im Nachbarort nach Wasser bohrte, stieß man leider nur auf Salzwasser. Gottlob, so berichtetet Herr Jüttner, ist in diesem Jahr der Niederschlag höher als erwartet, was auf eine bessere Ernte als im Vorjahr hoffen läßt.

Gefahr der Islamisierung

`In den Jahren meiner Tätigkeit´, so betont Jüttner, `habe ich weitreichende Erfahrungen mit den Menschen vor Ort, aber auch mit ihrer Kultur und ihrem Verständnis von Kirche sammeln können. Ich werde das Land mit einem freudigen und einem traurigen Auge verlassen. Zwei Jahre in der Abgeschiedenheit der Dritten Welt öffneten mir die Augen, wie der größte Teil der Menschheit lebt – in Armut und Krankheit, den Elementen hilflos ausgeliefert. So erklärt sich´, betont er, `auch der große Zuwachs der christlichen Kirchen in Afrika. Die Menschen können sich identifizieren mit dem Kreuzgang Christi´. Dies ist ein nicht zu unterschätzender Faktor im Wettstreit mit dem Islam. Dieser hat Tansania bereits ins Visier genommen und ist dabei auch im Bistum Masasi Fuß zu fassen. In der Stadt sind bereits zwei fundamentalistische Moscheen gebaut worden. Immer häufiger sieht man Frauen von Kopf bis Fuß in dunkle Schleier gehüllt, bei dem nur ein schmaler Sehschlitz den Blick frei hält. Betrachtet man die schillernde Kultur und lebensfrohe Grundhaltung der Menschen aus Tansania, erscheint die Entwicklung geradezu untypisch und erschreckend un-afrikanisch.

Mentalitätsprobleme

Ein Problem bei missionarischer Entwicklungsarbeit, auch dies mußte Dirk Jüttner erfahren, sind die Mentalitätsprobleme und die damit verbundenen Verständnisschwierigkeiten. Die Tatsache, dass es in Suaheli kein Wort für „morgen“, geschweige denn für „übermorgen“ gibt, spricht für sich. Planung und Logistik gestalten sich dementsprechend abenteuerlich. Denn Vorausplanung liegt eigentlich nicht im Interesse von Menschen, deren nächster Schritt bereits ihr letzter sein kann, die ihr Leben deshalb vollkommen gegenwartsorientiert führen. Und dies ist nur ein Beispiel wie kulturelle Barrieren Komplikationen und sogar das Mißlingen mancher Projekte bedingen können. Dann erscheint Missionsarbeit wie eine Sisyphusaufgabe und stellte das eigene Engagement vor eine Zerreißprobe.

Manchmal ist die Arbeit vor Ort frustrierend. Vor allem dann, wenn hoher finanzieller Einsatz als etwas Selbstverständliches gesehen wird. Auch das heißt Missionsarbeit: das Bild vom reichen Europäer im Überfluß zurechtzurücken. `Ein erfahrener Missionar sagte mir einmal´, so erzählt Dirk Jüttner: `Ich verstehe die Menschen hier schlecht. Um so länger ich hier bin, um so weniger begreife ich ihr Leben und ihre Gedankengänge. Sie sind mir einfach fremd. Doch sie sind Gottes Kinder und er liebt sie und versteht sie.´ Liebe, Toleranz und ein dickes Fell sind bei der Arbeit in Afrika tatsächlich unabdingbare Voraussetzungen. `Wenn du die Armen nicht liebst´, so sagte einmal Mutter Theresa, `verwerfen sie Dich für das Brot, dass du ihnen gibst´. Aus diesen Worten spricht Weisheit.

Ein Traktor für Sayuni

Zwölf Jahre lang war Dirk Jüttner nun insgesamt in Afrika und es steckt ihm, wie er selbst feststellt, im Blut. So überrascht es nicht, dass er bereits jetzt eine weitere Reise zum faszinierenden, schwarzen Kontinent plant. Obwohl auch in England viele Aufgaben auf ihn warten und er auch ein wenig Zeit mit seinen Brüdern in Deutschland verbringen will, lassen ihn das Bistum Masasi und die Menschen dort nicht los. Vor allem die CMM-Schwesternschaft mit ihren, über das Land verteilten, Konventen ist ihm sehr ans Herz gewachsen. Zur Zeit sammelt er Geld für den Kauf eines Traktors, der den Schwestern in Sayuni bei ihrer landwirtschaftlichen Arbeit zugute kommen soll. Das Motto „Tractors drive Africa to a better future“ (wörtlich: Trecker lenken Afrika in eine bessere Zukunft) soll auch uns deutsche Alt-Katholiken ansprechen, einen Anteil an diesem dringend benötigen Gefährt zu übernehmen. Es ist geplant, dass gemeinsam mit Herrn Jüttner eine kleine alt-katholische Delegation diesen Traktor in einem offiziellen Festakt den Schwestern in Sayuni übergibt.

Dank und Respekt

Auch dieses Vorhaben zum Wohle der Schwestern in Tansania geht auf das Engagement von Dirk Jüttner zurück. Er verdient für seine Leistungen in Masasi Respekt und Anerkennung und sollte uns allen als christliches Beispiel dienen. Bedanken möchte sich unser Bistum, allen voran Frau Dr. Brinkhues und ihre Mitarbeiter, für die fruchtbare und ökumenische Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren zum Wohle derer, die uns Christus anvertraut hat. Nicht nur Frau Dr. Brinkhues hofft insgeheim, dass die gemeinsame Arbeit mit Dirk Jüttner noch ein wenig weiter gehen wird.

André Golob
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