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Religionen der Welt - Teil 8: Shintoismus

 
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André Golob



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BeitragVerfasst am: 04.09.2007, 21:50    Titel: Religionen der Welt - Teil 8: Shintoismus Antworten mit Zitat

Wir möchten an dieser Stelle eine Reihe starten mit dem Titel: „Über den Tellerrand geschaut – Religionen der Welt“ Es sollen hier zunächst weniger bekannte oder verbreitete Religionen und Kulturen vorgestellt werden. Denn wer kennt schon den Jainismus, den Taoismus, den Shintoismus oder so etwas wie Macumba. Darstellungen zu den bekannten Hochreligionen wie Buddhismus oder Islam werden diesen folgen. Um der Reihe eine gewisse Spannung zu verleihen, werden die einzelnen Religionen zunächst als Rätsel präsentiert. Wer errät als erster den Namen der gesuchten Religion?

Wir suchen heute ...

eine Religion, die ursprünglich keinen Namen hatte und als autochthone (alteingesessene) Religion Japans bezeichnet werden kann. Später gab man ihr eine sinojapanische Bezeichnung, die soviel bedeutet wie “Weg der himmlischen Geistwesen“. Wie heißt diese Religion?
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André Golob



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BeitragVerfasst am: 04.09.2007, 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

Der Shintōismus

Heilige Berge & der Tennō

Beim Shintōismus handelt es sich um die autochthone und ursprünglich namenlose Religion Japans. Als im Jahre 552 n Chr. der Buddhismus in Japan ausbreitete, bedurfte es einer terminologischen Abgrenzung. Man bildete sie in Analogie zu Butsudō (Weg des Buddha) und nannte die genuin japanische Religion fortan Shintō. Das Wort ist eine sinojapanische Bildung. In ihr bedeutet tō den „Weg“ und Shin „himmlische Geistwesen“. Das entspricht dem rein japanischen Namen Kamino michi.

Naturreligion und Ahnenkult

Mit Kami (oben, das Obere, der Höherstehende) wird sachlich alles bezeichnet, was religiös verehrungswürdig ist. So bezieht sich der Begriff keineswegs allein auf Götter. Kami-Charakter können Tiere, Pflanzen, Seen und Berge haben. Im menschlichen Bereich gilt der Tennō, der Kaiser Japans, als lebendiger kami. Auch bedeutende verstorbene Kaiser werden als kami verehrt, so der ehemalige Tenno Ojin (270-312), der als Kriegsgott Hachiman verehrt wird, oder der Minister Sugawara Michizane (845-903), dem als Gott der Kalligraphie ein großer Schrein gestiftet wurde. Im Yasukuni-Schrein in Tokio werden alle im Krieg Gefallenen als kami verehrt. Das verstorbene Oberhaupt einer Sippe wurde als uji-gami, als kami der Sippe, Gegenstand täglicher Verehrung für seine Nachkommen. Die Ahnenverehrung ließ die Zahl der Kami bedeutend ansteigen. Die Japaner sprechen von acht Millionen kami (yao-yorozu no kami) und nennen ihr Land gern Shinkoku („Land der shin oder kami“). Die Bereiche, die kami-Charakter haben können, sind kennzeichnend für das Wesen des Shintō. Sie lassen ihn einmal als eine Naturreligion erscheinen und sie weisen ferner seine engen Bezüge zur Familie und zu dem von Kaisertum repräsentierten Staat auf.

Quellen, Mythen, Pantheon

Die wichtigsten literarischen Quellen des Shintōismus gehen auf sehr alte Traditionen zurück. Kaiser Temmu (673-686) beauftragte den durch erstaunliche Gedächtniskraft ausgezeichneten Hieda no Are mit der Memorierung der alten Traditionen und damit auch einer Fixierung der ältesten Geschichte Japans. Im Jahre 711 begann der Gelehrte Ō no Yasumaromit der Aufzeichnung, der von Hieda no Are auswenidg gelernten Überlieferungen. Noch im folgenden Jahr konnte er die drei Bände des Kojiki, der Geschichte der Begebenheiten im Altertum fertigstellen. Wenig später wurden die „Japanischen Annalen“, das Nihongi, ebenfalls unter Mitarbeit von Yasumaru, fertiggestellt. Kojiki und Nihongi unterrichten über Mythologie und frühe Geschichte Japans. Die Mythen spiegeln ein großen Pantheon wider, an deren Spitze zwei Reihen von Gottheiten stehen. Die erste umfaßt fünf einzelstehende Gottheiten, die zweite Reihe kennt zwei einzelne Götter und fünf Götterpaare. Herausragend unter den Götterpaaren ist der Gott Izanagi und die Göttin Izanami. Denn das Götterpaar soll einst mit Hilfe eines Speeres aus dem Meer Salz hervorgebracht haben, das sich zu einer Insel – Japan - verdichtete. Die beiden schufen auch die anderen Ōyashima, die acht Inseln, wie die Japaner ihr Land in altertümlicher Weise nennen. Vor Futami, einem in der Nähe des kaiserlichen Shintō-Heiligtums von Ise gelegenen Strand, erheben sich im Stillen Ozean zwei Felsen, die mit Izanagi und Izanami verglichen werden. Sie werden Myōto-iwa - Hochzeitsfelsen - genannt und sind mit einem Strohseil verbunden, das jedes Jahr am 5. Januar in feierlicher Zeremonie erneuert wird. Der Mythologie nach hat sich das Götterpaar später auf dramatische Weise getrennt und Izanami mutierte zur Göttin der Unterwelt.

Shintō und die Regierung Japans

Die Vielfalt der Mythen Japans sind bemerkenswert. So beschlossen, den Schriften nach, die Götter den acht Inseln einen Herrscher zu geben. Die Sonnengöttin Amaterasu bestimmte dazu ihren Enkel Ninigi und sandte ihn zur Erde. Er eroberte das Land und gründete ein großes Reich. In die Geschichte ist er unter dem Namen Jimmu Tennō eingegangen. Die legendäre Abstammung von jenem Jimmu Tennō und damit die Herkunft von der Sonnengöttin Amaterasu hat den Kaiser (Tennō) Japans besondere Legalität und Sakralität verliehen. Auf diese Weise wurde eine denkbar enge Verbindung hergestellt, zwischen einer Naturreligion - die der Shintō ursprünglich darstellte - und der Regierung des japanischen Staates. Die Japaner bezeichnen diese Einheit von Naturkult und Landesregierung mit saisei-itchi.

Kult, Ritual, Festkalender

Der Kult des Shintō wird einerseits als Familienkult ausgeübt, andererseits, an den Schreinen, als offizieller Kult. Jede Familie, die sich zum Shintō bekennt, besitzt in ihrer Wohnung einen „Götter-Sims“ (kami-dana), auf dem mehrerer kleine Schreine (miya = erlauchtes Haus) stehen. Beschriftetet Täfelchen nenne die kami der einzelnen Schreine. Der schlichte Kult, der vor den kami-dana vollzogen wird, besteht in der Darbringung von Speiseopfern und dem Ausschmücken mit Zweigen des Kirschbaumes (sakaki). Die öffentlichen Schreine (jinja) liegen meist an fließendem Wasser, an Brunnen oder Flüssen, damit sich die Besucher vor dem Betreten Mund und Hände rituell reinigen können. Am Eingang zum Tempelbezirk steht meist ein rot gestrichenes hölzernes Portal (torii).
Die Schreine haben meist die Form von altjapanischen Hütten und der Tempel gestaltet sich als Doppelbau. Er besteht aus einer Kulthalle (haiden), in der Gebete rezitiert und Gaben niedergelegt werden, und einer dahinterliegenden, weitaus kleineren Haupthalle (honden), die ein Emblem der jeweiligen Gottheit, welches Substrat (mitama-shiro) oder Gottesleib (shintai) genannt wir, beherbergt. Im Falle des Amaterasu-Schreins in Ise ist es ein Spiegel, den die Göttin ihrem Enkel Ninigi einst übergeben haben soll. Das Amt des Oberpriesters von Ise ist nur Angehörigen des höchsten Adels, vornehmlich Mitgliedern der kaiserlichen Familie - vor allem Prinzessinnen - vorbehalten. Die Priester des Shintō ist meist verheiratet und vererbt sein Amt weiter. Bei kultischen Handlungen trägt er ein weißes Gewand und eine schwarze Mütze. Die Bezeichnung für den Shintō-Kult ist Matsuri, und es ist bezeichnend, daß man auch Regierungsangelegenheiten, vornehmlich die Herrschertätigkeit des Kaisers, als Kultsache (matsuri-goto) verstand.

Das kultische Opfer des Shintōismus besteht aus Nahrungsmitteln wie Fische, Reiskuchen, Reiswein (sake) und Bekleidungsrohstoffen. Es kann vermutet werden, daß in ältesten Zeiten auch Menschopfer - vornehmlich für Götter der Flüsse und des Meeres - vollzogen wurden. Neben der Darbringung von Opfergaben steht im Kult die Rezitation von Ritualgebeten (norito). Ihre Texte zählen zu den ältesten Sprachdenkmälern des Japanischen. Die kultischen Tänze (Kagura) sind pantomimische Darbietungen mit Musikbegleitung. Die Teilnahme am Kult verlangt rituelle Reinheit, die durch eine Reinigungszeremonie erlangt wird. Der shintōistische Festkalender ist reich entwickelt. Wichtigste Feste sind das am Jahresbeginn liegende Erntebittfest, die Bittfeier um Glück für den Palast, das Feuerberuhigungsfest und das Fest des Kostens des neuen Reises. Wallfahrten werden häufig unternommen, vor allem zu heiligen Bergen (fuji yama).

Ethik und Jenseitsvorstellung

Im Ritualgebet für die große Reinigungszeremonie findet sich eine Zusammenfassung der alt-japanischen Ethik, die als Sünden in erster Linie Schädigungen der Landwirtschaft versteht. Unter dem Einfluß des Buddhismus und des Konfuzianismus sind Ansätze weiterentwickelt worden, die im Ahnenkult und Sippenzusammenhalt zu Gehorsam, Treue und Ehrlichkeit verpflichten und mit den Reinheitsvorschriften zur Sittenstrenge erzogen. Selbstbeherrschung, Pflichttreue und Todesverachtung wurden zu vorrangigen Moralprinzipien. Sie gehören zum Ideal des bushido, des „Weges des Bushi“ oder Samurai, des japanischen Ritterstandes. Der Shintō ist eine betont diesseitige Religion. Er hat keine profilierte Jenseitsvorstellungen ausgebildet. Daß der göttliche Kaiser jedoch im Tode in die himmlischen Welten, denen er entstammt, eingehen werde, war seit alters her allgemein verbreiteter Glaube. Die Unterwelt galt seit je als düster und schreckenvoll.

Geschichte des Shintō

Die Geschichte des Shintō läßt sich in mehrere Perioden einteilen. Die Epoche seiner Alleinherrschaft endete 552 mit der Einführung des Buddhismus. Es folgte eine Zeit der Auseinandersetzung und Symbiose mit dem Buddhismus. Seit Mitte des 18. jahrhundert begründeten Gelehrte eine Repristinationsbewegung. Diese erlangte ihren Höhepunkt unter Meiji-Tennō, der 1871 die strengste Scheidung von Shintō und Buddhismus anordnete. Eine enge Verbindung von Shintō und japanischer Politik hat bis 1945 angedauert. Aber die Kapitulation Japans im letzten Weltkrieg hat allen Anschein nach nur eine vorübergehende Erschütterung des Shintō ausgelöst. Als Kaiser Hirohito an Neujahr 1946 erklärte, die Bande zwischen ihm und seinem Volk seien nicht abhängig von dem Glauben an die Göttlichkeit seiner Person, hat dies in shintōistischen Kreisen eher zu noch größerer Verehrung des Kaisers geführt. Sogar die Sperrung der Staatsgelder für die Shintō-Schreine scheint - was überrascht - keine nachteiligen Folgen gehabt zu haben.

André Golob
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