Alt-Katholisches-Forum.de
  Aus Liebe zum Glauben
 
 
 
    l  Registrieren   l  Login   l  FAQ   l  Suchen   l  reg. Gäste   l  Mitglieder   l  Ihr Profil   l  Ihr Postfach   l  Bistum   l
 
 
 
 
 

Lk 7.11-17: Die Auferweckung eines jungen Mannes in Nain

 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen    Alt-Katholisches-Forum.de Foren-Übersicht -> Predigt-Datenbank
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Bernhard Buckard



Anmeldedatum: 12.06.2007
Beiträge: 2
Wohnort (nur bei Vollmitgliedschaft erforderlich ): Stuttgart

BeitragVerfasst am: 17.06.2007, 01:24    Titel: Lk 7.11-17: Die Auferweckung eines jungen Mannes in Nain Antworten mit Zitat

Predigt im Rahmen des Fernkurses
in Kassel am 10. Juni 2007

Evangelium: Lk 7.11-17

Liebe Schwestern und Brüder!

In dem heute gehörten Evangelium steckt eine Tragödie.
Auf den ersten Blick ist es eine Auferweckungs- oder Heilungs-Erzählung, wie viele andere auch, nach dem Muster: Problem + Jesus = Lösung.

Auf den zweiten und dritten Blick tauchen Bedeutungen der Figuren auf, die zunächst vielleicht noch nicht wahrgenommen wurden und die ich zunächst erläutern möchte.

Es heißt dort: „Vor den Toren von Nain ....“
Nain bedeutet „lieblich“, sagen wir: schön, gut, anmutend....auf jeden Fall befinden wir uns an einem Ort, der positiv besetzt ist; und gerade dort passiert eine solche Geschichte:

Nahe den Toren von Nain, dem Lieblichen, wird ein junger Mann zu Grabe getragen.
Er war der einzige Sohn einer Witwe.

Eine Katastrophe, wie sie größer nicht sein könnte:

Nicht genug, daß das Kind vor der Mutter stirbt, denn keine Mutter sollte ihr Kind zu Grabe tragen: nein, dieser Frau wurde die letzte Möglichkeit genommen, in relativ geordneten Verhältnissen weiter zu überleben. Hier spielt sich eine Familientragödie ab.
Heute würden wir sagen: was für ein Schicksalsschlag: zuerst stirbt der Mann, dann noch das eigene Kind.....
Und das Ganze vor den Toren von Nain, der Lieblichen!
Zu der Zeit und an dem Ort des Geschehens war so etwas für eine Witwe der Beginn eines Leidensweges.
Normalerweise wäre für die Absicherung einer Witwe ohne Kinder der Bruder des verstorbenen Mannes zuständig gewesen, aber von diesem Mann ist weit und breit nichts zu sehen.

Und jetzt ist nicht einmal mehr das Kind da.

Der Sohn, der die Mutter hätte ernähren, hätte versorgen können, die letzte Lebensversicherung, die letzte Hoffnung der Witwe, stirbt.

Jetzt ist vielleicht alles aus.

Ihr Kind, ihre letzte Hoffnung, ist tot, die Hoffnung wird weggetragen, zu Grabe getragen.

Die Mutter des jungen Mannes ist somit innerhalb der Familie die Haupt-Leidtragende.

Die Mutter der Hoffnung bleibt zurück, kann aber ohne ihren Sohn nicht mehr leben
.
Der Mutter fehlt nun alles, worauf sie gebaut hat; der letzte Faden ist gerissen.
Die Lage ist nun hoffnungs-los.

Jetzt kommt einer, der die Träger, welche die Hoffnung zu Grabe tragen, anhält.

Jesus sagt: „Hoffnung, Du darfst und kannst nicht sterben! Denk an die Menschen, die dich so dringend brauchen.“
Die Mutter der Hoffnung steht jetzt für die Liebe. Und wenn die Hoffnung stirbt, stirbt die Liebe mit ihr.

„Hoffnung, steh wieder auf und sprich mit uns! Gib Kraft! Die Liebe braucht Dich!“

Und die Hoffnung erwacht und spricht. Ihr wird neues Leben gegeben.
War sie denn schon wirklich tot?

Im Evangelium steht:
„Jesus ging zur Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen....“

Die Bahre, die Hoffnungsträgerin, wird von Jesus angefasst, angerührt, angehalten. Er lässt die Hoffnung nicht ziehen.

Jesus hält an der Hoffnung fest.


Und da ist er, dieser Jesus von Nazareth, in einer Zeit der Resignation, in eine Zeit, wo die Menschen „alle Hoffnung fahren lassen“ und er sagt: Hoffnung, steh wieder auf und rede mit uns; Wir Menschen brauchen Dich!

Und die Hoffnung, die wir aus Jesus schöpfen, wacht auf.

Er ist die Quelle, die uns die Hoffnung wieder geben will, diese Quelle, die uns neue Kraft geben möchte, die uns auf(er)wecken will.



Heute sind wir, Gott sei Dank, selten in Situationen, in denen wir in derart bedrängender Not sind, wie die Mutter, kurz vor dem Grab ihres Sohnes, im heutigen Evangelium.

Aber denken wir zum Beispiel heute an Schwerkranke:
Ohne die Hoffnung auf Genesung kann eine Behandlung sehr schwierig sein, kann der Weg zum Grab kaum aufgehalten werden.
Wer z.B. an Depressionen leidet, läuft Gefahr, im wahrsten Sinne, jede Hoffnung zu verlieren

Sigmund Freud würde die Lage der Mutter als eine tiefe Resignation deuten. Sicher wäre von der Mutter der Satz zu hören gewesen: „Ach, was soll´s! Es hat ja sowieso keinen Sinn mehr!“
Solchen Menschen wie der Mutter ist sicher nur durch geschwisterliche Unterstützung zu helfen, zuerst jedoch muss sie den Glauben an sich selber wieder aufbauen, sich zutrauen, sich den Lasten des Lebens SELBER stellen zu können.

Kann man denn eine Hofnung, die man noch sieht, einfach wegtragen lassen?



Findet die Hoffnung, der rettende Anker, den das „Schiff Leben“ auswerfen kann, keinen Grund, kommen wir nicht an Land, finden wir keinen Halt, finden wir keinen festen Boden mehr unter den Füßen,
wir werden haltlos und fallen ins Leere.

Dort will Gott uns aber nicht lassen.

Gott braucht uns Menschen hier und heute, damit wir anderen Menschen erzählen, warum wir glauben und woran wir glauben, und: warum wir hoffen.

Und in Lagen der Verzweiflung, in Lagen der Todesangst brauchen wir diesen Anker der Hoffnung.
Wenn wir, zum Beispiel, eine bedrohliche Lebenssituation durchleben, dann brauchen wir Zeichen:

In der Einsamkeit:
ein Essen mit Freunden

In der Krankheit: jemanden, der sich um uns kümmert, der uns die Hand hält;

In der Trauer:
liebe Menschen, die uns im Arm halten.

Für all diese Situationen haben wir Christen sehr schöne Zeichen:
die Taufe als Aufnahme in unsere Solidaritätsgemeinschaft.

das Abendmahl: als Zeichen der Gemeinschaft
den Friedensgruß als Versicherung der Gemeinschaft

natürlich aber auch die gemeinsame Trauerfeier und auch nicht zuletzt das Sakrament der Stärkung:
Wenn einem Kranken droht, die Hoffnung verloren zu gehen, dann müssen wir ihn daran erinnern, daß er ein Kind Gottes ist, daß er getauft, gesalbt, wertvoll wie ein König ist.

Und wir müssen ihn, auch, wenn er das Krankenlager oder die Verzweiflung nicht mehr verlassen kann, daran erinnern, daß er trotz allem in unserer Gemeinschaft, bei uns ist:

deswegen brechen wir mit ihm das Brot.

Das bringt ihn zurück in die Stadt Nain, in die Lieblichkeit; in die Tischgemeinschaft um diesen einen Tisch, zu dem wir immer wieder eingeladen werden, egal, woher wir kommen oder wie es uns geht.
Und gerade, wenn es uns nicht gut geht, sind wir willkommen.

Dort, wo Er mitten unter uns ist.

Das hat er uns versprochen!

Amen!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Website dieses Benutzers besuchen  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen    Alt-Katholisches-Forum.de Foren-Übersicht -> Predigt-Datenbank Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Sie können keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Sie können auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Sie können an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.


Forensicherheit

443 Angriffe abgewehrt

Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de
Protected by Anti-Spam ACP