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Mk 7,14-23: Mit sich selbst im Reinen

 
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neuhaus-kiefel



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BeitragVerfasst am: 07.02.2007, 23:12    Titel: Mk 7,14-23: Mit sich selbst im Reinen Antworten mit Zitat

Kurzpredigt zu Mk 7,14-23

"Seht ihr nicht ein, dass das, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht unrein machen kann?"

Priesterseminar Johanneum, Bonn (7. Februar 2007)


Seit dem 23. April 1516 steht fest: „Ins Bier gehören nur Hopfen, Malz und Wasser“. Damals hatte Herzog Wilhelm IV. in Ingolstadt das „Bayerische Reinheitsgebot“ erlassen, eines der ältesten Lebensmittelschutzgesetze überhaupt. Da Roggen und Weizen allein für die Bäcker vorbehalten war, musste klar gesagt werden, wie die Güter dieser Erde zu verteilen seien.

Zugegeben: ich entschuldige meinen Bierbauch gerne mit der Qualität und Reinheit dieses Gebräus, und ich würde nie auf die Idee kommen, es gegen ein Glas minderwertiger, zuckerhaltiger Cola einzutauschen. Will sagen: wer heute vom deutschen Reinheitsgebot spricht, der wird es anders interpretieren, als es damals gedacht war: es war ein reines Gesetz zur Sicherung der Lebensmittel.

Nicht nur wir in unserer Zeit, schon die Menschen zur Zeit Jesu haben die Erfahrung gemacht, dass das Wissen um den Ursprung von Gesetzen, die einmal ihren Sinn hatten, verloren gehen konnte und vieles nur noch um des Gesetzes selbst willen praktiziert wurde. Die Schrift ist voll davon: Menschen bekennen sich mit ihren Lippen zu Gott, aber ihr Herz ist weit weg von ihm.

Da sitzen nun die Jünger, so berichtet das Evangelium, und einige von ihnen aßen ihr Brot mit ungewaschenen Händen. Die Pharisäer haben´s gesehen – und eine theologische Diskussion ist entbrannt. Ich bin überzeugt davon, dass diese Szene auch heute zuhauf stattfinden könnte. Schnell fallen mir die anderen ein, die Hardliner und Ultrakonservativen. Aber auch ich selbst weiß, wie ich mich gerne herumwinde, Gottes Gebot preis gebe und mich lieber an die Satzungen von Menschen halte.

Aber nicht erst, seitdem ich alt-katholisch bin oder Theologie studiere, frage ich mich auch: Gilt ein Gesetz, das damals galt, auch heute für mich so, wie es mir überliefert ist? Muss ich am Freitag auf Fleisch verzichten? Muss ich vor dem Kommunionempfang zur Beichte gehen? Jesus sagt es ganz klar: All diese Lehren sind letztendlich Satzungen von Menschen.

Es ist traurig, aber wahr: Viele Menschen sind an solchen Fragen schon krank geworden. Ich selbst erinnere mich, wie ich in absoluter Gedankenlosigkeit an einem Aschermittwoch mit dem Hunger eines Heranwachsenden genüsslich in ein Fleischkäsbrötchen gebissen habe. Danach ging es mir wirklich schlecht, aber nicht wegen des Brötchens. Ich hatte Gewissensbisse. Man mag dies belächeln. Oftmals ist aber eine solche Gesetzestreue verbunden mit einem bestimmten Bild von Reinheit, eine Reinheit, die einen abhebt von den anderen, die einen in ihren pathologischen Zügen aber auch abheben lässt, bis hin zum Wahnsinn. Viele Menschen gehen bei diesem Kampf um die Reinheit regelrecht kaputt.

Dann frage ich mich: Wie soll ich, frei nach Nietzsche, an einen Erlöser glauben, wenn die Christenmenschen selbst oft so unerlöst aussehen, weil sie oft krampfhaft und starr geworden sind vor lauter Treue zum Buchstaben? Mir fällt dazu der etwas saloppe Spruch ein: „Wer nicht mehr genießen kann, wird mit der Zeit ungenießbar.“ Ist es nicht so? Wer nur noch Zwängen unterliegt, verliert den Bezug zum wahren Leben. Dabei liegen zwischen verantworteter Freiheit und rücksichtsloser Ausschweifung Welten. Synete - Begreift´s doch endlich, sagt uns Jesus an dieser Stelle: Nichts, was von außen kommt, macht den Menschen unrein. Was aus dem Menschen herauskommt, das macht den Menschen unrein.

Jesus spricht zuerst das Herz an. Nicht den Kopf, nicht den Verstand. Wer mit dem Herzen handelt, der handelt aus einer bestimmten Haltung, aus einer bestimmten Geisteshaltung heraus. Ein geistlicher Mensch, er sollte ein herzhafter Mensch sein.

Liebe Schwestern und Brüder, mir ist klar: wo Menschen zusammenleben, da braucht es Gesetze. Jesus will, dass der Mensch ein vernünftiger Mensch sei, das sagt er am Ende des heutigen Evangeliums, wenn er den Lasterkatalog mit der Unvernunft abschließt. Auch ein Handeln aus dem Herzen heraus will verantwortet sein. Wir sind weder eine „Ich-muss-nix-Gesellschaft“ noch eine „Ich-muss-nix-Kirche“. Auch Jesus geht es ja nicht um Gefühlsduselei. Wir brauchen gewiss eine reflektierte Theologie und einen reflektierten Glauben. Aber nicht um der Theologie willen. Nicht, um unseren Glauben in geschliffene Sätze zu packen. „Begreift´s doch endlich“, sagt uns Jesus, „ich bin gekommen, damit Euer leben gelingt, damit ihr das Leben habt und es in Fülle habt“.

Wenn wir jetzt miteinander Brot und Wein teilen, dann werden diese Worte Jesu be-greifbar. Gleich, ob wir mit gewaschenen oder ungewaschenen Händen kommen. Gleich, ob wir rein sind oder mit Lastern und anderen Lasten zu ihm kommen, gleich, ob wir mit uns selbst im Reinen sind: Auf unsere Haltung kommt es an: sich beschenken zu lassen von dem, der gekommen ist, damit unser aller Leben gelingt. Amen.
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