Melanie47623 Gast
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Verfasst am: 13.05.2007, 16:23 Titel: Joh 15,26-27; 16,1-4a |
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Wer von uns hat nicht schon einmal bei einer Gerichtsverhandlung, bei der Polizei gesessen, und musste Stellung nehmen zu einem Vorfall? – Oder, wenn nicht, dann hat mit Sicherheit jeder schon einmal eine Gerichtsverhandlung oder einen Krimi im Fernsehen gesehen.
Der, der dabeigewesen ist, den nennt man Zeugen. Er muss sagen, wie das war:
Möglichst genau, mit Zeit und Ort. Wer war beteiligt, wer hat was gemacht? Gab es besondere Umstände, Hintergründe, die eine Rolle spielten?
Wer selber als Zeuge schon einmal aussagen musste, weiß, wie schwer das ist, sich zu erinnern, Tatsache und eigene Rückschlüsse voneinander zu trennen. „Du sollst kein falsches Zeugnis abgeben“ heißt es in den 10 Geboten. Oder bei Gericht: „die ganze Wahrheit, nichts hinzufügen und nichts weglassen“ ist da die Belehrung durch den Richter.
Und dann fühlen wir die Angst. Angst, etwas falsches auszusagen, Angst, einen guten Freund oder gar Familienangehörigen zu belasten, Angst, sich in Gefahr zu begeben, wenn der, den ich belaste, zum Beispiel der Maffia angehört, sich selber in den Vorgang zu verwickeln, oder Angst zugeben zu müssen, selber in die Tat verstrickt zu sein. Da stellt sich leicht die Frage: Sollte ich mich nicht besser heraus halten? Was mache ich, wenn ich auf die Möglichkeit der Vereidigung hingewiesen werde?
Wie verhalte ich mich, wenn ich gefragt werde, ob ich eine „religiöse“ Eidesformel oder eben nicht?
Sich drücken, kneifen, weglaufen geht bei Gericht nicht so einfach. Der Richter läßt uns vorführen – da wird man morgens um 7 Uhr von der Polizei zu Hause abgeholt, und dann macht man seine Aussage, ob man will oder nicht – oder es gibt Beugehaft.
So etwas kennen wir auch aus der Geschichte Jesu. Jesu wird verhört. Und Petrus, der, auf dessen festen Glauben unsere Kirche aufgebaut werden sollte, der Petrus, der noch am Vorabend Jesus versichert hat: Egal was passiert, ich stehe zu Dir! Genau der will nicht mehr dabeigewesen sein. Der hat Angst.
Noch schlimmer: Am letzten Tag ist Jesus allein mit den Frauen, die Männer, das starke Geschlecht, sie sind geflohen!
Wie steht das nun mit unserem Glauben an Gott, Jesus, unser Bekenntnis zur christlichen Kirche?
Zu Zeiten Jesu, der Gemeinschaft der Jüngerinnen und Jünger um Jesu, der Zeit der Verfolgung bis in unsere Zeit hin, wo in vielen Staaten der Erde Christen immer noch in Gefahr sind, wegen des Glaubens und seiner Verkündigung sterben zu müssen!
Zeugnis ablegen, dass ist gar nicht einfach. Auch bei uns heißt es oft: „Du bist Christ? – Was soll das, was tust Du, kommst Du Dir mit so etwas altmodischem nicht fehl am Platz vor?“
Können wir dann dazu Stellung beziehen, Rede und Antwort geben, eben halt: Zeugnis geben?
Die Antwort darauf heißt ganz einfach: JA, MIT GOTTES HILFE!
Zum Evangelium: In der Mitte dieses Abschnitts, der den Jüngern Hass und Verfolgung ankündigt, steht das Wort vom „Beistand“, dem „Geist der Wahrheit“.
Gott steht uns bei, das ist die Botschaft. Das Evangelium ist aus der Situation der Abschiedsreden her geschrieben, für die Jünger, die in der Zukunft, nach Tod, Auferstehung und Verherrlichung Jesu dessen Werk fortführen sollen.
Dabei werden die Jünger – und das sind heute wir – durch Gott und seinen Heiligen Geist gestärkt werden, ihre Erfahrungen mit dem lebendigen Gott, mit Jesus, weiterzugeben und zu bezeugen.
Und das kann jede von uns auch, im Rahmen ihrer Begabung: Es muss nicht das gesprochene Wort sein, Verkündigung oder Rede oder Predigt sein, dass Zeugnis kann ein künstlerischer Akt sein, es kann aber auch das ganz einfache Leben sein, die Demonstration des Glaubens zum Ausdruck gebracht durch das Verhalten des Menschen.
Laßt uns in diesem Sinne „Zeugnis“ geben und Verantwortung tragen, im täglichen Leben. Amen.
Gottesdienststation Kevelaer, Wort-Gottes-Feier am 14.05.2007
Autor/Gottesdienstleitung: Melanie Kaczmarek |
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