André Golob

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Verfasst am: 27.08.2007, 08:42 Titel: Joh 17, 20-26: Vertrauen in Gott |
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7. Sonntag der Osterzeit im Lesejahr C
alt-kath. Gemeinde Bottrop, 20.5.2007, 10.00 Uhr
Kreuzkampkapelle
Leitung und Predigt: Vikar Dr. André Golob
Joh 17, 20-26 Vertrauen in Gott
Ich möchte noch einmal Vers 25/26 wiederholen.
„Vater, die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt. Und meine Jünger haben erkannt, daß du mich gesandt hast. Ja zu erkennen gab ich Ihnen Deine Wesensart und tue es weiter, auf daß die Liebe, mit der du mich seit eh und je liebst, in ihnen sei und ich in Ihnen.“ Ein Gebet mit der Vehemenz eines Vaterunsers.
Gott möge es verhüten, daß der Glaube der Welt an die Normalität des Bösen auch von uns Besitz ergreift. „Entreiße uns dem Bösen“ heißt es im Vaterunser wörtlich.
Die Welt hat nicht erkannt worum es geht. So erklärt sich die Ohnmacht des Guten und die Allmacht des Bösen in unserer Welt. Süffisant lächeln Politiker über die Bergpredigt. Damit ist nun einmal keine Politik zu machen. Es gebe gegen das Böse nun einmal keinen anderen Weg, als mit militärischen Mitteln vorzugehen, sprich: die Bösen weltweit zu neutralisieren, sprich: sie tot oder lebendig den Vertretern des Guten auszuliefern. Welch Irrsinn, welch Blindheit, welch Mißverständnis spiegelt sich hier wieder.
Bis heute ist es wesentlich die Gestalt des Mannes aus Nazareth, die beim allmorgendlichen Lesen der Zeitung die einzige mögliche Alternative verkörpert. Wer Gott als Vater erkannt hat, der weiß daß sich Angst nur überwinden läßt durch Vertrauen, Gewalt nur durch Güte, Schmerz nur durch Begleitung. Doch als wie brüchig muß selbst den Jüngern Jesu diese Gewißheit erschienen sein, wenn die ganze Welt ringsum dagegen stand - gegen seine Lehre.
Da bedürfen wir des Bitt-Gebetes Jesu: Gott möge uns den Glauben an die Liebe und unsere Fähigkeit zur Liebe erhalten, unser Vertrauen in die Frohe Botschaft des Mannes aus Nazareth stärken. Wir bitten um ein Geschenk – wir bitten darum eins zu werden mit der göttlichen Liebe – schon eine Art mystische Gottesverbindung, ein Sicheinlassen auf Gott.
Vertrauen zu haben ist keine intellektuelle Entscheidung. `Da entschloß ich mich Vertrauen zu haben´ – so etwas geht nicht. Vertrauen ist eine Sache des Gefühls, etwas was sich langsam entwickelt, manchmal aber auch eine Sache die sich spontan, instinktiv einstellt – immer aber eine sensitive Angelegenheit. Die Fähigkeit des Vertrauens ist als Keim in uns gelegt. Geborgen im Mutterleib, dann angeschmiegt an ihre warme Brust, eingekuschelt im Arm des Vaters wird es genährt, das Urvertrauen. Ich kann mich fallen lassen, und du fängst mich auf.
Das ist der Idealfall. Aber auch der ist nicht immer die Norm. Vertrauen ist auch etwas was systematisch zerstört werden kann und zerstört wird. Kinderschreie gellen ins Leere, harte Schläge treffen das Gesicht des kleinen Mädchens. Schweißnaß wache ich auf, wieder einmal mehr hat sich das Mobbing am Arbeitsplatz in meine Träume geschlichen. Wieder trifft mich die Angst vor der Enttäuschung, dem Verletztwerden, dem Gefühl nichts wert zu sein und all die Schicksalsschläge verdient zu haben.
Oder ich drehe den Spieß einfach um. Da ich sowieso nichts erwarten kann von der Welt, hefte ich mich wie ein Parasit an ihre weichen Stellen. Dort wo ich keinen Widerstand erwarte beiße ich zu, ramme meine Ellbogen ins weiche Fleisch, Treten-Stechen-Beißen, niemand kann es mit mir aufnehmen.
So ergeht es uns ohne Vertrauen. So ergeht es uns, wenn die Angst überhand nimmt, wenn wie grinsende Dämonen die Peiniger unserer Seele auf unserer Brust hocken, sich albtraumhaft und monströs die Ohnmacht einnistet in unseren Brustkorb und uns taumeln läßt - unsere Gefühle abstumpfen.
Wer gibt uns unser Vertrauen zurück, unsere Kraft, unsere Herzenswärme – wer heilt uns, gibt uns Hoffnung, nimmt uns die Angst. Das kann nur Gott. „Und tue es“, so bittet Jesus Gott, „- gib meinen Jüngern - auf daß die Liebe, mit der du mich seit eh und je liebst, in ihnen sei und ich in Ihnen“.
Ohne Gott geht nichts. Und Gott gebiert in uns seinen Sohn. „Ich in ihnen und du in mir“, so betet Jesus im heutigen Johannesevangelium. Wie eine Gottesgeburt im Menschen flammt das Vertrauen erneut auf, strahlt das Licht der Liebe.
Wie Jesus mit dem Besen den Tempel von allem Unrat reinigt, so wird auch unser Bewußtsein von den Fesseln der Angst befreit. Wie er mit klaren Worten die Dämonen austreibt, die Toten auferweckt, so fegt er hinweg die Angst und das Übel, das aus ihr entsteht.
Wie erlange ich nun aber diese Befreiung, wann schaue ich die Herrlichkeit, die Christus schaut.
Ich glaube, wir werden diesen Zustand nur erreichen, aller Entfremdungen dann ledig sein, wenn wir aufhören es uns zu wünschen, wenn es uns gelingt mal nicht an uns zu denken, anzunehmen, was uns gegeben wurde, es Gott überlassen, was mit uns geschieht. Ein harter Weg mag dahin führen. Alle Hoffnung muß dahingehen, damit wir lernen all unsere Belange in die Hände Gottes zu legen, damit uns nichts anderes übrig bleibt als allein Gottes Erbarmen – seine Liebe.
Der mittelalterliche Mystiker Meister Eckehart schreibt: „Wir rufen alle Tage und schreien im Vaterunser: Herr, dein Wille werde! Und wenn dann sein Wille wird, so wollen wir zürnen. Harte Worte, die es auf den Punkt bringen.
Wie erreicht man aber dieses Vertrauen, wie legt man eine Haltung ab, die meint alles selber in den Griff zu kriegen.
Vielleicht ja mit kleinen, bescheidenen Dingen.
Man schließt die Augen, man nickt, man lächelt, vielleicht geht man in den Garten schaut in den Sternenhimmel oder beugt sich über die Lilien auf dem Felde und erkennt um wie vieles perfekter sie sind als alle unsere menschlichen Strukturen, Konzepte und Vorhaben.
„Allahu akbar“ sagen die Moslems, „Gott ist groß“.
Amen |
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