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André Golob

Anmeldedatum: 21.10.2006 Beiträge: 129 Wohnort (nur bei Vollmitgliedschaft erforderlich ): 46236 Bottrop
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Verfasst am: 17.07.2007, 19:41 Titel: Aidskrankenhaus in Katete (Sambia) |
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Missionsprojekt:
Aidskrankenhaus in Katete (Sambia)
Das Missionswerk des alt-katholischen Bistums in Deutschland, unter der Leitung von Frau Dr. Ilse Brinkhues, konzentriert seine Hilfstätigkeit zur Zeit auf drei Länder. Dabei unterstützt es konkret Projekte in Sambia und Tansania und hilft mit gezielten Einzelaktionen bei der Unterstützung der alt-katholischen Kirche auf den Philippinen.
Es berührt tief und es macht nachdenklich, wenn man die Photos betrachtet, die uns aus Katete in Sambia geschickt werden. Säuglinge, gerade mal 1000 Gramm schwer, die in dürftig improvisierten Brutkästen liegen, mehr einer Mikrowelle ähnelnd, als einem professionellem Inkubator – ausgemergelte Aidskranke, von Darmerkrankungen und anderen Infektionen gezeichnet – halbverhungerte Waisenkinder, die außerstande sind selbständig Nahrung zu sich zu nehmen. Es tut weh und man ist den Tränen nahe.
Die Unterstützung des St. Francis Hospitals in Katete (Sambia)
Da trösten nur die Bilder derer, die unermüdlich helfen und mit Erfolg den Kampf gegen jede Art von Krankheit, vor allem die Pandemie Aids, aufnehmen. Allen voran Danwell Simbeya, der Koordinator des St. Francis-Hospitals in Katete und James Cairns, der zuständige Medical Superintendent. Das Krankenhaus in Katate hat neben den üblichen wichtigen medizinschen Aufgaben sein Tun besonders dem Kampf gegen die Seuche Aids mit all ihren gesundheitlichen, sozialen und psychologischen Auswirkungen gewidmet.
Unser Bistum ist zum einen sehr glücklich einen Anteil zu haben an der medizinische Grundversorgung und mitzuwirken am Kampf gegen die sich rapide ausbreitende HIV-Seuche. Zum anderen ist es auch ein wenig stolz, wieder einmal in Zusammenarbeit mit der anglikanischen Schwesterkirche in Sambia gelebte Ökumene zu präsentieren. Viele reden, vor allem im Jahr des ökumenischen Kirchentags in Deutschland, von Ökumene - in Katete wird sie gelebt, zum Wohle derer, die ohne Schutz und Hilfe sind.
Heilung und Wissensvermittlung
Auch wenn die Bedrohung durch Aids immer stärkere Ausmaße annimmt, so sieht das Franziskus-Krankenhaus in Katete seine Aufgabe nicht allein in der Bekämpfung dieser Krankheit, sondern aller gesundheitlichen Bedrohungen und in der Gewährleistung der medizinischen Grundversorgung der Menschen vor Ort. Die Palette der gesundheitlichen Fürsorge ist groß. Geburtshilfe und intensivstationäre Behandlung von Säuglingen, Unterstützung junger Mütter, die nicht selten zu wenig Milch hervorbringen können, werden genauso in den Blick genommen, wie Impfungen der Neugeborenen und Behandlung von Unterernährung (Marasmus).
Der Kindersaal umfaßt 80 Betten, aber oft werden viel mehr dort versorgt. Stationär behandelte Frauen bekommen zusätzlich vor Ort Unterricht in Töpfern, Kochen und Ernährungsweise. Kochstellen werden eingerichtet und bereits kleinen Mädchen gelehrt, dass die witterungsresistente und nahrhafte Cassava-Knolle drei Tage lang entwässert werden muß, um ihr die Blausäure zu entziehen. Pädagogik und Wissensvermittlung gepaart mit Behandlung und Genesung - ein Rezept, das Erfolg verspricht.
Abraham Zulu z.B. fiel mit zehn Jahren vom Ochsenkarren und brach sich den Halswirbel. Seitdem sitzt er gelähmt im Rollstuhl. Aber er konnte acht Jahre die Schule besuchen und leitet nun selbst den Unterricht in der Sonntagsschule des Hospitals. Zur Zeit besucht er eine Fortbildung in Bibelkunde. Und nicht nur Patienten erhalten eine Ausbildung. Das Krankenhaus bildet eigenes Personal aus: Pflegeschwestern, Hebammen usw. – Hilfe zur Selbsthilfe.
Ambulante Hilfe und Beratung
Aids ist eine rasant wachsende und deshalb existenzielle Bedrohungen Schwarzafrikas. Auch bei sinkender Infektionsrate werden z.B. die Hälfte aller 15jährigen an Aids sterben, bei gleichbleibend hoher Infektionsrate mehr als zwei Drittel aller Jugendlichen. Eine Entwicklung, die die Zukunft Afrikas massiv bedroht. Auch Sambia ist davon betroffen. So überrascht es nicht, dass das St.Francis-Hospital auch dieser Seuche den Kampf angesagt hat. Nicht nur die stationäre Pflege von Aidskranken steht dort im Mittelpunkt der Bemühungen. Ein mobiles Aids-Hilfe-Team sorgt für die ambulante Behandlung derer, die zu Hause versorgt werden und gibt auch den betroffenen Familien hilfreiche Hinweise im Umgang mit der Krankheit sowie psychologische und spirituelle Unterstützung. Ungemein wichtig ist auch die Aufklärungsarbeit die das Aids-Team leistet. Es geht hier um Prävention, aber auch um konkrete Beratung der Infizierten durch Infizierte.
Prävention und Aufklärung
Katete liegt an der Kreuzung zweier zentraler Verkehrsadern Sambias, die die großen Städte des Landes miteinander verbinden. Mit dem Strom der LKWs kamen auch die Krankheiten aufs Land. Junge Mädchen, die aus Not ihre Körper den Reisenden aus der Stadt ungeschützt feilboten, waren die ersten Opfer der Aidsseuche. Wanderarbeiter brachten dann das HIV-Virus ins Hinterland. Hier setzte die Aufklärungsarbeit des Franziskus-Hospitals und vieler Freiwilliger an. Denn immerhin konnten bei Beginn der Arbeit des Hospitals mehr als 80 % der örtlichen Bevölkerung keine korrekten Antworten zur HIV-Übertragung, Risikofaktoren oder Aids-Prävention geben.
Der Wissensstand über die Krankheit war unter der Bevölkerung sehr gering. Als Antwort auf diesen Mißstand hat das Hospital bis heute mehr als 500 Freiwillige zu Aidsberatern ausgebildet, wie Montfod Phiri, der wie viele selbst von der Krankheit betroffen ist. Dass die Arbeit von Erfolg gekrönt ist zeigen die Zahlen. Befand sich im Distrikt Katete der Stand der HIV-positiven Erwachsenen 1995 bei 16 %, so fiel er durch die Arbeit des Aids-Hilfe-Teams im Jahre 2001 bereits auf 10 % - eine beachtliche Leistung.
Aids-Waisen-Projekt
Ein weiteres herausragendes Projekt, das die Mitarbeiter des Franziskus-Hospitals 1993 ins Leben gerufen haben ist die Aids-Waisen-Initiative. Der tödlichen Aidskrankheit fallen indirekt viele Kinder der Sterbenden zum Opfer. Keiner sorgt sich um sie nach dem Tod ihrer Eltern; Besitz und Land werden ihnen genommen - viele sterben an Unterernährung.
Mehr als 13 Millionen Kinder sind weltweit durch Aids zu Waisen geworden. Diese Zahl könnte bis zum Ende des Jahrzehnts auf 30 Millionen steigen. Die meisten davon leben in Afrika. In Katete übernahm das Franziskus-Hospital Verantwortung durch die Registrierung der Waisenkinder, ihre Pflege und Vermittlung in Pflegefamilien. Es wurden bislang insgesamt 2.000 Waisen registriert. Viele Mitarbeiter des Krankenhauses nahmen selbst ein solches Kind in ihre Familie auf.
Jedes Jahr bekommt ein Waisenkind Schulkleidung - möglicher Weise die einzige Kleidung, die es besitzt - und ein Schulbuch, zwei Stangen Seife für Körperhygiene und Reinigung der Kleidung, Bleistifte, Saatmais, Dünger und acht Euro Schulgeld. Für viele Familien ist es ein Anreiz ein solches Waisenkind, das Saatgut, Dünger und sogar Seife mitbringt und eine schulische Absicherung vorweisen kann, zu adoptieren. Für jedes Waisenkind wird im Jahr die schwindend geringe Summe von nur 19 Euro benötigt.
Die ganze Palette der Aids-Hilfe
Die Arbeit, die die Mitarbeiter des St. Francis Hospital in Katete leisten ist vorbildhaft. Die ganze Palette der Aids-Hilfe wird abgedeckt: Prävention, Beratung und Erziehung, kostenlose Tests, stationäre und mobile Pflege, psychologische, spirituelle und soziale Unterstützung Infizierter und deren Familien, Aids-Waisen-Initiative. Es wurden in Zusammenarbeit mit der Sambischen Regierung organisatorische Netzwerke geschaffen, die Aufklärung und Hilfe anbieten. Nun wissen 80 % der Bevölkerung von Katete die Gefahren einer HIV-Infizierung richtig einzuschätzen. 60 % der schulpflichtigen Waisenkinder besuchen die Schule und haben eine neue Zukunftschance.
Auch im sozialen Bereich sind Fortschritte zu vermelden: Die aufkommende Stigmatisierung und Diskriminierung HIV-Infizierter nahm durch eine wohldurchdachte Aufklärungskampagne ab, auch Häuptlinge und Clan-Chefs konnten von der großen Bedeutung der Anti-Aids-Initiative überzeugt und zur Mitarbeit bewegt werden.
Es ist gut, daß unser Bistum die Arbeit des St.Francis Hospitals unterstützt und auch die Alt-Katholiken in Deutschland können mit Recht Stolz sein auf die ökumenischen Fortschritte in Katete. Die Arbeit dort muß weiter gehen. Ohne unsere kontinuierliche Hilfe geht da nichts.
(André Golob) |
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André Golob

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Verfasst am: 23.07.2007, 22:35 Titel: Lauzi - ein Mädchen aus Katete |
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Lauzi - ein Mädchen aus Katete
Immer wieder erreichen uns Briefe, die über die Situation in den von uns unterstützen Missionsprojekten informieren. Viele von Ihnen bringen Freude und Dank zum Ausdruck. Freude darüber, dass auch aus unserem Bistum kontinuierlich wichtige Unterstützung und Hilfe bereitsteht. Und es ist für uns immer wieder aufschlußreich aus der Korrespondenz zu erfahren, was mit unserem Geld konkret geschieht, an welcher Stelle unser Engagement zum Tragen kommt.
So erhielten wir Ende Mai ein Schreiben aus Südengland von James Cairns, der vor kurzem, zusammen mit seiner Frau Faith, das St. Francis Hospital in Katete besuchte. Mr. Cairns ist es, der das St. Francis Hospital zu dem gemacht hat, was es heute ist. Er war Chefarzt und gute Seele des Krankenhauses zugleich, sowie Initiator des Aids-Waisen-Projekts. Noch heute - 3 Jahre nach seiner Rückkehr nach England - ist er als zentraler Koordinator der Spenden unermüdlich um das Wohl und Fortkommen von Katete bemüht. Wie viel ihm diese Arbeit bedeutet und wie sehr die Situation vor Ort zu Herzen geht, davon zeugen die Zeilen seines letzten Briefes.
Begleitet von Danwell Simbeya, dem Koordinator des Aids-Waisen-Projekts machte er sich ein Bild von der Situation an zwei zentralen Anlaufstellen für Waisenkinder. Die explosiv ansteigende Zahl der Waisen ist groß und dennoch ist es nur ein sehr kleiner Teil Kinder, der mit dem Hilfsprojekt erreicht wird. Dennoch tut es gut in die kleine Gesichter zu schauen; in der Hoffnung, durch das Projekt zumindest diesen wenigen eine Perspektive für die Zukunft geben zu können. Es wurde bereits darüber berichtet, wie wichtig die Ermöglichung einer Schulausbildung ist und die Vermittlung in Familien. Manche Einzelschicksale berühren sehr. Dazu gehört das Beispiel des 13jährigen Mädchens Lauzi (siehe Foto), das es allein geschafft hat, für ihre fünf Brüder und Schwestern - allesamt Aids-Waisen - zu sorgen.
Es ist unglaublich wie die Not zusammenschweißt und welche mütterlichen Energien sie in einem Mädchen von gerade einmal 13 Jahren hervorbringt. Lauzi wird wegen der Sorge um ihre Geschwister wohl nicht an einer Schulausbildung teilhaben können. Sie wird aber aufgrund ihrer speziellen Situation vom Projekt mit notwendigen Sonderzuwendungen bedacht. Lauzi ist jedoch kein Einzelbeispiel, sondern eher ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig unsere Hilfe in Sambia ist. Die Not in Katete ist groß. Nicht nur Aids sondern viele andere Dinge, von denen wir kaum eine Vorstellung haben, bedrohen tagtäglich die Gesundheit und das Leben der Menschen vor Ort. Unerträglich ist es gerade Kinder leiden zu sehen. Viele haben ihre Eltern und Verwandten verloren, viele sind unterernährt und krank - eine Zukunft hat ohne unsere Hilfe niemand von ihnen. Wenn wir geben, dann sollten wir an die kleine starke Lauzi denken, aber auch an die vielen Kinder, die es nicht schaffen. Neben der Spende sollte deshalb immer auch das Gebet stehen – Gebet für die hilfsbedürftigen Menschen in Katete, aber auch für die, die vor Ort in schwierigen Situationen Hilfe leisten. Sie haben es verdient.
André Golob |
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André Golob

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Verfasst am: 29.08.2007, 20:18 Titel: |
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Die Sonne geht auf über Katete
Anti-AIDS-Therapie für alle
Geld oder Leben. Der Tod schaut uns aus vielen Gesichtern an. Glasige, stumpfe Blicke, gekrümmte, abgemagerte Körper auf Stahlrohrbetten, schnarrender Husten, Ventilatoren, die durch die medikamentöse Luft quirlen. Slim disease nennen es die Afrikaner, die Suppenkasparkrankheit; gemeint ist das Acquired Immune Deficiency Syndrome - AIDS. In Afrika ist die Seuche zum ersten Mal ausgebrochen, in Afrika wütet sie sonder gleichen. Sind im vorletzten Jahr in Deutschland 600 Menschen durch diese Krankheit zu Tode gekommen, so waren es in Afrika 6.300 Menschen pro Tag.
Sambia gehört zu den Staaten, die die Seuche am härtesten heimgesucht hat. Jeder fünfte Sambier ist HIV-positiv. Die Kinder im Süden des Landes singen auf den Straßen: „Aids, wir hassen dich!/Du hast unsere Eltern umgebracht/Du hast unsere Brüder umgebracht/Du hast unsere Schwestern umgebracht/Nun willst du uns umbringen/Willst die Menschheit auslöschen/Aids wir hassen dich!/Geh weg!“ Und es ist ein himmelweiter Unterschied, ob jemand in München oder Katete vom Virus befallen wird. In München gibt es eine Universitätsklinik, fachkundige Mediziner, hochwirksame Medikamente, vorzügliche Beratungsstellen, gesunde Ernährung, sauberes Wasser usw. In Sambia kommt die Diagnose „positiv“ einem Todesurteil gleich. Gerade dort wo antiretrovirale Medikamente am dringendsten gebraucht werden, sind sie unerschwinglich. Das heißt: Wer nicht zahlen kann stirbt – Geld oder Leben. Seit geraumer Zeit wird im St. Francis Hospital dieser makaberen Logik Einhalt geboten.
HAART for free!
Bereits im vergangenen Jahr kam der Stein ins Rollen. „Es war wie eine Revolution“, berichteten Dr. Richard und Jo Newell, zwei englische Ärzte, die ein Jahr lang ihre Kenntnisse in den Dienst des St. Francis-Hospitals stellten. Dank der sambischen Regierung und dem WHO Global Fund, werden jedem Infizierten nun kostenlos antiretrovirale Medikamente (ARVs) zur Verfügung gestellt. Zum ersten Mal ist damit im St. Francis eine umfassende HAART-Behandlung (highly active antiretroviral therapy) möglich. Im Juni wurde Dr. Newell zu einem Kursus über HAART eingeladen, der von der zentralen Gesundheitsbehörde ausgerichtet wurde. „Am Ende der Woche“, so berichtet der englische Mediziner, „verfielen die versammelten Ärzte, Sanitäter und Krankenschwestern in frenetischen Jubel und Beifall, als ihnen versichert wurde, dass das, was sie gehört hatten, nicht nur Theorie bleiben sollte“.
Seit März diesen Jahres werden die ARVs nun kostenlos ausgegeben. Bei einer regelmäßigen Behandlung mit diesen hochwirksamen Medikamenten sind die Erfolge exorbitant. Ärzte berichten von zahlreichen Beispielen des „Lazarus-Effektes“. Der Gesundheitszustand mancher schwer leidenden Patienten verbesserte sich derart, dass sie wieder arbeiten und ein relativ normales Leben führen konnten. Es ist bekannt, dass Aids nicht heilbar ist, dennoch vermögen die antiretroviralen Medikamente den Krankheitsverlauf wenigstens zu bremsen. Früher zog der Ausbruch der Krankheit den baldigen Tod nach sich, heute besteht dank HAART Hoffnung auf ein Weiterleben. Aus St. Francis wird Unglaubliches berichtet. Eine Krankenschwester, die bei ihrer Arbeit mit dem Virus in Kontakt kam, lag bereits im Sterben. Doch Dank der neuen Behandlung kann sie sich nun wieder um ihre Patienten kümmern.
Kampf gegen die Katastrophe
Zahlreiche Menschen, so berichten Richard und Jo Newell, konnten wieder ihre Arbeit aufnehmen und haben so wieder Anteil an Gesellschaft, Wirtschaft und Leben des Landes. Dies ist erfreulich, denn Aids ist nicht nur eine gesundheitliche Bedrohung, es stellt in Afrika auch eine massive Bedrohung für Demokratie, Sicherheit und Stabilität dar. Bis zum Jahr 2010, so prognostizieren die Vereinten Nationen, werde die Seuche das Bruttosozialprodukt Schwarzafrikas um zwanzig Prozent reduzieren. Für die Afrikaner würde damit die verheerendste Katastrophe seit Sklavenhandel und Kolonialherrschaft über ihren Kontinent hereinbrechen. Für die Menschen in St. Francis hat sich einiges geändert. Es hat sich Hoffnung breit gemacht. Früher blieb dem Krankenhauspersonal nichts anderes übrig als mit anzusehen, wie ihre Patienten schwächer und dünner wurden und schließlich starben. „Es wurde zunehmend schwieriger nicht den Mut zu verlieren in einem Kampf, bei dem sowohl wir als auch der Patient wußte, dass er letztendlich verloren ist“, betont das Pflegepersonal der St. Augustine-Station. Auf dieser Männerstation litten bis zu 70 Prozent der Patienten an einer mit HIV in Verbindung stehenden Krankheit. Die Neuigkeit, dass St. Francis nun Anti-Aids-Cocktails kostenlos verschreibt verbreitete sich rasend schnell. Kamen in der Regel zwischen 10-20 Personen pro Woche nach St. Francis, so bitten heute 50-60 Menschen um Hilfe. Das Tabu scheint gebrochen zu sein. Bislang wurde HIV im Bewußtsein der Bevölkerung konsequent verdrängt. „Menschen, denen man geraten hatte, sich ambulant auf HIV testen zu lassen, sah man nie wieder. Heute kommen sie sogar freiwillig“, betont Dr. Newell. Noch vor kurzem glaubte jeder dritte Sambier, der Erreger werde durch Hexerei oder den bösen Blick übertragen. Heute ist der Gegner, dank der AVRs, faßbar geworden.
Robin Hoods Kampf gegen die Kaltherzigkeit
Die Therapie mit AVR-Medikamenten macht jedoch nur Sinn, wenn sie kontinuierlich angewendet wird. Verpaßt ein Patient auch nur eine Dosis kann der Virus Resistenz aufbauen und die ganze Behandlung sinnlos machen. Deshalb ist es wichtig, dass stets genügend Medikamente zu Verfügung stehen. Erst kürzlich mußte Indien, ein Land, das gegenwärtig Medikamente für den Global Fund produziert, die Herstellung von Generika (Nachahmungspräparate) einstellen. Grund hierfür war der massive Druck der patentbesitzenden Pharmakonzerne. Doch gibt es immer wieder mutige Robin Hoods, die sich nicht einschüchtern lassen, die sich dem Freihandelsdiktat der Reichen und der Menschenverachtung der Multis entgegenstellen - zum Wohl sterbenskranker Menschen. Die Brasilianer haben es vorgemacht: Man zerlege ein Markenprodukt, entschlüssele die patentgeschützte Formel, braue eine Kopie unter neuen Namen zusammen und bringe sie kostenlos unters Volk. In Brasilien soll die Sterberate bei Aids dadurch fast um die Hälfte gesunken sein. Die Pharmaindustrie nennt diese Form der Selbsthilfe Piraterie und beruft sich auf ein Schutzabkommen der Welthandelsorganisation WTO, das internationales Patentrecht und globalen Freihandel miteinander verknüpft. In Anbetracht der vielen Todeskandidaten in den Krankenhäusern Sambias und dem Millionenheer entwurzelter und verzweifelter Aids-Waisen entsetzt diese Kaltherzigkeit zutiefst. Dies sieht auch Stephen Lewis, der Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs Kofi Anan für HIV/Aids in Afrika, so. Als er von einer Rundreise durch Lesotho, Simbabwe, Malawi und Sambia nach New York zurückkehrte, legte er alle Zurückhaltung beiseite. Er sprach von einer Art „pathologischem Gleichmut“ und warf dem reichen Teil der Welt mass murder by complacency vor. Frei übersetzt: Massenmord, begünstigt durch satte Selbstzufriedenheit.
Tausendfache Herausforderungen
Im St. Francis-Hospital in Katete, das unsere Kirche seit vielen Jahrzehnten unterstützt, ist man zunächst einmal glücklich über die positive Entwicklung. Man ist sich aber auch der vielen Herausforderungen und Probleme bewußt, die die neue Situation mit sich bringt. Man geht in Katete davon aus, dass innerhalb von ein oder zwei Jahren nicht weniger als 3000 Menschen in den Genuß der HAART-Therapie kommen werden. Und dabei geht es nicht um die Einnahme von Medikamenten allein. Jeder Patient muß alle drei Monate eine Serie Bluttests durchführen lassen, braucht intensive ärztliche Betreuung. Es läßt sich noch nicht abschätzen wie groß der Aufwand sein wird und ob die Anforderungen in der Zukunft die Möglichkeiten des Krankenhauses womöglich übersteigen. Immerhin sollen im Gebiet von Katete schätzungsweise 20.000 infizierte Menschen leben. Ohne ausreichende finanzielle Mittel kann eine solche Aufgabe nicht gemeistert werden. Vor allem die Personalfrage wird dann zu einem Hauptproblem. Allein können die Menschen vor Ort die Probleme nicht lösen. Hier dürfen auch wir uns in der Pflicht sehen. Über St. Francis ist die Sonne der Hoffnung aufgegangen. Unsere Solidarität kann bewirken, dass drohende Wolken erst gar nicht entstehen. Das ist die Aufgabe von Mission - eine ekklesiologisches Muß. Ein afrikanisches Sprichwort erinnert uns an die Grundprinzipien moderner Mission: „Du predigst besser und mehr durch das, was du tust, als durch das, was du sagst.“
Spenden für Katete können eingezahlt werden unter:
Alt-Katholische Kirche
Kto 7500838
Sparkasse Bonn,
BLZ 380 500 00
Stichwort „Katete“.
André Golob |
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